Kinder und Karriere? Kein Problem
Kinderbetreuung, Homeoffice und Teilzeitmodelle – ohne solche Angebote kommt heute kein Arbeitgeber mehr aus. Denn junge, qualifizierte Arbeitnehmer suchen sich ihre Jobs nicht mehr nur nach Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten aus. Inzwischen können sich Unternehmen ihre Familienfreundlichkeit zertifizieren lassen, was bereits 16 Thüringer Firmen erfolgreich getan haben. Einige von ihnen stellen wir hier in loser Reihenfolge vor. Den Anfang macht ifesca aus Ilmenau.
Gutes Personal ist schwer zu bekommen, klagte früher der Adel. Und heute? Sind viele Firmen in der gleichen Situation. Der Markt hat sich gedreht, aufgrund des Fachkräftemangels müssen sich Arbeitgeber heute immer häufiger bei den Arbeitnehmern bewerben. Ein entscheidender Faktor dabei ist das Thema Familienfreundlichkeit. Hier kann Thüringen mit der deutschlandweit höchsten Betreuungsquote bei Kleinkindern über drei Jahren punkten: rund 96 Prozent. Und mit Unternehmen wie ifesca aus Ilmenau.


Was Grit Just über ihren Arbeitgeber ifesca erzählt ist leider immer noch eher die Ausnahme. Als die 28-Jährige mitteilte, dass sie mit ihrem zweiten Kind schwanger sei, waren die Reaktionen extrem positiv: „Ich hatte das Gefühl, die Geschäftsführung freut sich auf das Kind genauso wie ich. Richtig schön war das!"
Für Grit Just, die bei ihrem ersten Kind und einem früheren Arbeitgeber ganz andere Erfahrungen gemacht hatte, war das eine enorme Erleichterung – für die ifesca GmbH eine Selbstverständlichkeit. Seit Anfang 2018 trägt das IT-Unternehmen aus Ilmenau, das auf cloudbasierte Prognosesoftware spezialisiert ist, das Zertifikat „Familienfreundlicher Arbeitgeber“, das nach einer gründlichen Prüfung durch die Bertelsmann Stiftung vergeben wird. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, so ifesca-Geschäftsführer Sebastian Ritter, sei „ein Fakt, der immer mehr nachgefragt wird, wenn sich vor allem junge Berufseinsteiger ihren künftigen Arbeitgeber aussuchen“.
Familienfreundlichkeit wird für immer mehr Unternehmen ein wichtiges Thema

Für Ritter, der selbst drei Kinder hat, und seine Mitgründer Andreas Reuter und Clemens Kießhauer war von Anfang an klar, dass in ihrem Unternehmen das persönliche Wohlbefinden jedes einzelnen Mitarbeiters einen sehr hohen Stellenwert haben soll. Das 2016 gegründete Unternehmen beschäftigt heute rund 30 Mitarbeiter mit einem Durchschnittsalter von etwa 32 Jahren. Und wer Kinder hat, darf diese gern und jederzeit mit ins Büro bringen, gleiches gilt für Hunde. Bei 18 „firmeneigenen“ Kindern eine echte Ansage. „Das macht unser Unternehmen familiärer“, sagt Ritter, „und nimmt den Stress aus mancher Situation.“
Nicht nur in Hinblick auf Kinder ist man bei ifesca tolerant, auch ihre Arbeitszeiten können die Mitarbeiter flexibel gestalten, und wer – zum Beispiel, weil er ein Familienmitglied pflegen muss – auf Teilzeit umstellen will, dem wird das ermöglicht. Für 2019 sind noch weitere Verbesserungen geplant: Fitnessangebote und Gesundheitskurse sollen gezielt gefördert und neben dem Arbeitsplatz ein Eltern-Kind-Zimmer eingerichtet werden.
Bildquelle: Stefanie Loos