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In Jena revolutionieren Roboter die Antibiotikaentwicklung

Im südlichen Teil des Beutenberg Campus in Jena arbeitet die promovierte Chemikerin Dr. Luzia Gyr an einem zukunftsweisenden Projekt zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Die Wissenschaftlerin nutzt modernste Robotik, um die Entdeckung neuer Antibiotika signifikant zu beschleunigen – ein entscheidender Schritt in der Arzneimittelforschung, der weitreichende Folgen für die Gesundheit haben könnte.

Wissenschaft im Kampf gegen multiresistente Bakterien und Infektionen

Die Bekämpfung von multiresistenten Bakterien ist ein globales Problem, das auch in Thüringen ein wichtiges Forschungsthema ist. Der Bedarf an neuen Wirkstoffen ist enorm, die zunehmende Bedrohung durch resistente Krankheitserreger erschreckend: Multiresistente Erreger könnten bis 2050 zehn Millionen Menschenleben im Jahr fordern. 

Um dem zu begegnen, setzt das Team um Dr. Luzia Gyr am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI) in Jena auf eine Robotik-Plattform. Diese Anlage beschleunigt die Analyse potenzieller Wirkstoffe und reduziert den Zeitaufwand für die Entwicklung von Antibiotika erheblich.

  • Dr. Luzia Gyr leitet den Bereich Robotikgestützte Entdeckung von Antiinfektiva am Leibniz-HKI.
  • Dank Automatisierung lassen sich gleichzeitig mehrere Zehntausend Substanzen testen.

Roboter beschleunigen die Suche nach neuen Antibiotika

Seit der Eröffnung im Sommer 2023 arbeitet das Team in Jena mit einer hochmodernen Robotik-Plattform, die mehrere Schritte der Forschung automatisiert. „Für die Pharmaindustrie lohnt es sich nicht, Zeit und Geld in die Entwicklung neuer Antibiotika zu investieren“, erklärt Dr. Gyr. Durch die Robotik-Plattform wird der Prozess signifikant schneller und präziser.

Die Anlage wurde mit dem ortsansässigen Unternehmen Analytik Jena maßgeschneidert entwickelt. Die Roboter sind modular aufgebaut und können unabhängig voneinander mikrobiologische, molekularbiologische und biochemische Proben untersuchen, wodurch wertvolle Zeit gespart wird. „In dieser Gerätekombination ist die Robotik-Plattform weltweit einzigartig“, so Dr. Gyr. 

Die Innovation liegt darin, dass diese Technologien in einer bisher einzigartigen Weise für die Antibiotikaforschung eingesetzt werden. Neben der beschleunigten Analyse lassen sich durch die Automatisierung zudem riesige Datensätze gewinnen, die wiederum die Trefferchancen für neue Entdeckungen steigern.

  • Analytik Jena war maßgeblich an der Entwicklung der Robotik-Plattform beteiligt.
  • Am Leibniz-HKI findet Dr. Gyr beste Voraussetzungen für ihre Forschung.

Jena positioniert sich als Vorreiter in der Medizinforschung

Die Robotik-Plattform stellt nicht nur einen Durchbruch für die Forschung dar, sondern auch eine wirtschaftliche Chance für Thüringen. Durch die Kooperation mit Unternehmen und dank Fördermitteln, die in die Technologie fließen, könnte die Region eine Vorreiterrolle in der Arzneimittelforschung einnehmen.

Für die kommenden Jahre ist Dr. Luzia Gyr optimistisch: „Wir haben im Institut die optimale Kombination aus Technik und Expertise für diese Mission.“ Zudem gehört das Institut zu den führenden Einrichtungen in der Antibiotikaentwicklung. Die Vision wird durch die beeindruckenden Kapazitäten der Plattform unterstützt, die in der Lage ist, bis zu 384 Pipettenspitzen parallel zu verwenden – schneller und effizienter als jemals zuvor.

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Veröffentlicht am:
30.09.2024