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Erfurts geheimnisvoller Goldschatz.

Als 1349 in Europa die Pest ausbrach, suchten die Menschen einen Sündenbock. In vielen Orten wurde er in der jüdischen Gemeinde gefunden. „Die Juden“, so das tödliche Fehlurteil, „haben die Pest gebracht.“ Die aufgestaute Wut brach sich in Pogromen Bahn, so auch in Erfurt am 21. März 1349. An diesem Tag  wurde hier vermutlich die gesamte jüdische Bevölkerung ermordet. Fast 650 Jahre später, im Jahr 1998, wird bei Bauarbeiten in der Nähe der Alten Synagoge ein Schatz gefunden: In einem Kellerzugang liegen rund 3.000 französische Silbermünzen, Silberbarren und mehr als 700 Einzelstücke gotischer Goldschmiedekunst, darunter ein goldener Hochzeitsring aus dem frühen 14. Jahrhundert. 

Historiker vermuten, dass ein jüdischer Bankier seine Wertgegenstände vor dem Pogrom versteckt hat. Der Fund gilt als Sensation: Zwar haben sich Goldschmiedearbeiten der Gotik in Kirchen und Klöstern erhalten – aber Schmuck und Kunstgegenstände aus wohlhabenden Privathaushalten kannten Wissenschaftler bisher zumeist nur aus Beschreibungen. Wegen seiner kunsthistorischen Bedeutung reiste der „Erfurter Schatz“ bereits bis nach Paris, London und New York. Heute hat er seinen Platz im Museum der Alten Synagoge.

Veröffentlicht am:
10.12.2021