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Die Honigmacher: Wie Imkern zum Trend wurde.

Junge Thüringer und öffentliche Einrichtungen entdecken das Imkern für sich – immer häufiger mitten in der Stadt. Alteingesessene Imker sehen das mit Freude. Denn Bienen sorgen nicht nur für Honig, sondern spielen auch eine wichtige ökologische Rolle.

Als Sabine Buss 2013 ihren ersten Imkerkurs belegt, gibt es in ganz Thüringen etwa 230 Interessierte, die mit ihr das alte Handwerk lernen. Während viele Imkerprofis nach und nach aus Altersgründen aufgeben, stehen zahlreiche Neulinge in den Startlöchern, bereit, das Erbe weiterzutragen. So auch Buss, sie hat nun seit fünf Jahren ihren eigenen Bienenstock im Garten stehen und betreut einen weiteren an der Universität Erfurt.

 

Das Stadtimkern findet immer mehr Anhänger in Thüringen 

Zwei Bienenvölker leben im Campusgarten. Zwei oder drei Studenten kümmern sich jedes Semester um die Insekten. „Mehr dürfen es aber auch nicht sein, sonst werden die Bienen unruhig“, erzählt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Buss. Als gelernte Gärtnerin betreut sie das Fach Schulgarten an der Uni – das steht in Thüringen bei Grundschülern auf dem Lehrplan. Das heißt: Angehende Pädagogen müssen sich darin weiterbilden.

Doch nicht nur auf dem Campus ist das sogenannte Stadtimkern angekommen. Auch an zahlreichen anderen öffentlichen Plätzen im Freistaat finden sich mittlerweile Bienenstöcke. So zum Beispiel auf dem Dach der Erfurter Messe, am Zoopark und am ega-Park, auch auf dem Campusgelände der Universität Jena und selbst auf dem Hof des Umweltministeriums.

"Imker auf Probe": In Thüringen kein Problem.

Der Einstieg ins Imkerhobby ist leicht: Thüringer Vereine bieten die Möglichkeit, für ein Jahr „Imker auf Probe“ zu werden, sich also ein Bienenvolk zu mieten und unter Anleitung zu bewirtschaften. „Junge Leute sind dem Thema Nachhaltigkeit gegenüber sehr aufgeschlossen. Insektensterben zu verhindern, ist hierbei eine der wichtigsten Aufgaben“, sagt Buss. Bereits im Kindesalter würden sich viele für Bienen und die Honigproduktion interessieren. So zumindest erklärt sie sich den Hype ums nachhaltige Hobby.

"Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, das Insektensterben zu verhindern."

Während die Erfurter Studierenden nur punktuell mit Bienen zu tun haben, lebt Rolf Burger seit über 50 Jahren mit ihnen Seite an Seite. War er anfangs nur der Gehilfe des Schwiegervaters, übernahm der ehemalige Berufssoldat dessen Imkerei in den 90er Jahren vollständig.

Wenn Burger von Bienen spricht, dann hört man ihm die Faszination für diese Lebewesen an. Er gerät ins Schwärmen: „Wenn meine Bienen von ihrem Flug zurückkommen, tragen sie Pollenhöschen in verschiedenen Farben – braun, rot und weiß. So weiß ich genau, welche Blüten sie bestäubt haben.“ Besonders gut aber gefällt ihm die Arbeitsteilung im Volk. „Jeder weiß was er zu tun hat, vom Pflegen und Füttern der Königin über die Bienenstockreinigung bis zum Sammeln von Nektar.“

„Für ein Kilo Honig sammeln Bienen Nektar von bis zu fünf Millionen Blüten.“

Jetzt im Sommer sieht Burger fast täglich nach seinen zwölf Wirtschaftsvölkern. In jedem von ihnen leben etwa 65.000 Bienen. Erst wenn die Waben ausreichend mit Honig gefüllt sind und weniger als 18 Prozent Wasseranteil enthalten, entnimmt Burger sie. In guten Jahren liefert ein Volk etwa 50 Kilogramm Honig. Wohlgemerkt: Schon für ein Kilogramm müssen die Bienen Nektar von etwa drei bis fünf Millionen Blüten sammeln. Dafür legt ein Volk weite Strecken zurück – zehn bis zwanzig Mal um die Erde.

Dass nun immer mehr junge Menschen dieses alte Handwerk für sich entdecken, findet Rolf Burger toll. „Es ist gut, dass nicht nur alte knorrige Männer mit Pfeife in der Hand sich für Bienen interessieren, sondern auch viele junge Frauen.“ Allein seit 2008 ist das Durchschnittsalter in seinem Verein um zwölf Jahre gesunken. Auch Simone Buss zieht bereits die nächste Generation an Imkern heran. Ihr Sohn hat zwar noch keinen eigenen Bienenstock, steht ihr aber schon tatkräftig zur Seite.

Veröffentlicht am:
10.12.2021