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Der Aussichtspunkt Trippstein ist seit über 150 Jahren ein beliebtes Wanderziel.

Fürstliche Erholung: das Schwarzatal in Thüringen.

Unberührte Natur. Danach sehnen sich gestresste Städter heute. Was kaum einer ahnt: Ihren Vorfahren ging es schon genauso. So entdeckten die Menschen bereits um die Jahrhundertwende das idyllische Schwarzatal in Thüringen für sich. Das grüne Flusstal, seine luftigen Anhöhen und schattigen Wälder verhießen Erfrischung für heiße Tage. Oder zumindest eine wohltuende Auszeit vom hektischen Alltag. Das kleine Tal wurde zu einer der ersten Touristenregionen Deutschlands. Und es hat bis heute nichts von seinem Reiz verloren.

Die Naturschönheit Schwarzatal

Viel Natur und eine bilderbuchhafte Architektur machen das Schwarzatal zum perfekten Erholungsort. Es erstreckt sich über rund 25 Quadratkilometer im Norden des Thüringer Schiefergebirges entlang der Schwarza, einem kleinen Fluss, in dem früher einmal Gold gewaschen wurde. Mittendrin liegt der Ort Schwarzburg mit seinem gleichnamigen, fast 1.000 Jahre alten Schloss. Das Tal ist bis heute ein Geheimtipp unter Thüringens Ausflugszielen. Eigentlich verwunderlich, gehörte dieses kleine Naturparadies doch schon einmal zu den beliebtesten deutschen Urlaubsorten.

Coole Idee aus der Kaiserzeit: Sommerfrische

Die ersten prominenten Sommergäste im Tal waren die Schwarzburger Fürsten selbst. Sie nutzten ihr Schloss im 19. Jahrhundert als Urlaubsresidenz. Weit weg vom anstrengenden Regierungsgeschäft in Rudolstadt widmeten sie sich im Schwarzatal den schönen Dingen des Lebens. Künstler und andere illustre Persönlichkeiten waren häufig zu Gast. Bald eiferte das Bürgertum den Fürsten nach und die Sommerfrische im Schwarzatal war geboren. Mit dem Bau der Eisenbahn im Jahr 1899 erlebte das Tal einen regelrechten Tourismus-Boom. Die idyllische Natur und die gute Luft regten die Lebensgeister der Besucher an. So lernte die niederländische Königin Wilhelmina 1900 hier ihren späteren Mann kennen. Henry van de Velde, der belgische Architekt und Gründer der Kunstgewerbeschule Weimar, aus der später das Bauhaus hervorging, kam von 1906 bis 1913 regelmäßig ins Schwarzatal, um hier in Ruhe künstlerisch zu arbeiten. Fürst Günther Victor von Schwarzburg überließ ihm dafür seine Fasanerie.

Architektur, so leicht wie ein Sommertag

Die gut betuchten Städter des 19. Jahrhunderts bauten sich im Schwarzatal Sommerresidenzen. Mit der Zeit kamen Hotels und Pensionen hinzu, in denen auch Urlauber mit Landlust, aber ohne eigenes Ferienhaus, die Schönheit des Tals genießen konnten. Die reizvollen Fachwerkvillen, Hotels und Gasthöfe schmücken noch heute das Landschaftsbild. Typisch für die Sommerfrische-Architektur sind Laubengänge, Balkone und ihre leichte Bauweise. Das macht sie weit über die Grenzen Thüringens hinaus bekannt. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen werden einige der Sommerfrische-Gebäude im Schwarzatal aufwendig saniert und restauriert. Darunter das ehemalige Gästehaus Haus Bräutigam in Schwarzburg.

 

Der Sommer in seiner Natur

Eine üppige Natur, gute Luft, romantische Wanderwege, märchenhafte Architektur und aussichtsreiche Eisenbahnstrecken. Alles, was das Schwarzatal vor über 100 Jahren berühmt gemacht hat, gibt es dort auch noch heute. Es wartet nur darauf, neu entdeckt zu werden. Zum jährlichen „Tag der Sommerfrische“ laden die Bewohner des Tals herzlich dazu ein. Viele der Häuser öffnen ihre Türen für Neugierige und geben einen Einblick in den restaurierten oder erhaltenen Glanz vergangener Tage. An zahlreichen Orten werden lokale Köstlichkeiten zur Stärkung angeboten. Live-Musik rundet das Tagesevent im Grünen ab.

Ein Ausflug ins Schwarzatal lohnt sich aber auch an den anderen Tagen. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Fahrt in der Thüringer Bergbahn? Der historische Eisenbahnwagen aus dem Jahr 1923 bewältigt eine der steilsten Standseilbahnstrecken der Welt. Im Olitätenwagen an der Bergstation kann man in die Kräutervielfalt der Region hineinschnuppern. Wer die Berge lieber aus eigener Kraft erklimmt, findet zahlreiche Wander- und Radwege. So lockt das Wandergebiet Trippstein mit tollen Aussichtspunkten. Bequemer und wie zu Großmutters Zeiten geht es auf vier Beinen. Der Reiterhof Fröbitz und das Haflingergestüt Meura laden zu sommerlichen Ausritten durch das Schwarzatal ein. Seine vielen Freibäder verdankt das Tal übrigens noch dem Tourismus-Boom der Jahrhundertwende. Beim Bad unter freiem Himmel genoss das damalige Bürgertum seine neue Freiheit von den steifen Konventionen der Kaiserzeit.

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Entspannung an der Angel.

Auch der Speerwurfolympiasieger Thomas Röhler aus Jena findet seinen Ausgleich im Schwarzatal. An der Schwarza hat er von seinem Großvater das Fliegenfischen gelernt. Noch heute wirft er dort statt des Speers gern mal die Rute aus.

Veröffentlicht am:
30.08.2023