
Der Blick nach Schwarzburg belohnt fleißige Wanderer auf dem Panoramaweg.
Panoramaweg Schwarzatal: Wandergenuss zwischen Natur und Kultur
Der Panoramaweg Schwarzatal zählt zu den schönsten und abwechslungsreichsten Fernwanderwegen Deutschlands. Er verbindet auf rund 136 Kilometern die Höhen des berühmten Rennsteigs mit der Burgenlandschaft an der Saale und führt dabei durch das malerische Schwarzatal im Thüringer Wald. Das Tal ist bis heute ein Geheimtipp unter Thüringens Ausflugszielen. Eigentlich verwunderlich, denn dieses kleine Naturparadies gehörte schon einmal zu den beliebtesten deutschen Urlaubsorten.
Großartige Idee aus der Kaiserzeit: Sommerfrische im Schwarzatal
Die Etappen des Panoramawegs: Natur trifft Geschichte und Tradition
Erlebnisse im Schwarzatal: Vielfalt für jeden Tag
Die harmonische Mischung aus unberührter Natur, ursprünglichen Wäldern, steilen Hängen und romantischen Ortschaften zieht viele Wanderer in die Region des Schwarzatals. Dabei ist das Erwandern des Panoramawegs ein besonderer Genuss. Der zertifizierte Rundwanderweg ist in Tagesetappen unterteilt, die zusammenhängend geplant oder auch einzeln begangen werden können. Knapp die Hälfte der Strecke verläuft auf naturnahen Wegen und bietet spektakuläre Ausblicke auf den Thüringer Wald und das Schiefergebirge.
Großartige Idee aus der Kaiserzeit: Sommerfrische im Schwarzatal
Unberührte Natur – danach sehnen sich gestresste Städter heute. Was kaum einer ahnt: Ihren Vorfahren ging es schon genauso. So entdeckten die Menschen bereits um die Jahrhundertwende das idyllische Schwarzatal in Thüringen für sich. Das grüne Flusstal, seine luftigen Anhöhen und schattigen Wälder verhießen Erfrischung für heiße Tage. Oder zumindest eine wohltuende Auszeit vom hektischen Alltag. Das kleine Tal wurde zu einer der ersten Touristenregionen Deutschlands. Und es hat bis heute nichts von seinem Reiz verloren.
Die ersten prominenten Sommergäste im Tal waren die Schwarzburger Fürsten selbst. Sie nutzten ihr Schloss im 19. Jahrhundert als Urlaubsresidenz. Weit weg vom anstrengenden Regierungsgeschäft in Rudolstadt widmeten sie sich im Schwarzatal den schönen Dingen des Lebens; Künstler und andere illustre Persönlichkeiten waren häufig zu Gast. Bald eiferte das Bürgertum den Fürsten nach – die „Sommerfrische“ im Schwarzatal war geboren.
Mit dem Bau der Eisenbahn im Jahr 1899 erlebte das Tal einen regelrechten Tourismus-Boom. Die idyllische Natur und die gute Luft regten die Lebensgeister der Besucher an. So lernte die niederländische Königin Wilhelmina 1900 hier ihren späteren Mann kennen. Henry van de Velde, der belgische Architekt und Gründer der Kunstgewerbeschule Weimar, aus der später das Bauhaus hervorging, kam von 1906 bis 1913 regelmäßig ins Schwarzatal, um hier in Ruhe künstlerisch zu arbeiten. Fürst Günther Victor von Schwarzburg überließ ihm dafür seine Fasanerie.
Architektur, so leicht wie ein Sommertag
Die gut betuchten Städter des 19. Jahrhunderts bauten sich im Schwarzatal Sommerresidenzen. Mit der Zeit kamen Hotels und Pensionen hinzu, in denen auch Urlauber mit Landlust, aber ohne eigenes Ferienhaus, die Schönheit des Tals genießen konnten. Die reizvollen Fachwerkvillen, Hotels und Gasthöfe schmücken noch heute das Landschaftsbild.
Typisch für die Sommerfrische-Architektur sind Laubengänge, Balkone und eine leichte Bauweise. Das macht sie weit über die Grenzen Thüringens hinaus bekannt. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen (2012–23) wurden einige der Sommerfrische-Gebäude im Schwarzatal aufwendig saniert und restauriert, darunter das ehemalige Gästehaus „Haus Bräutigam“ in Schwarzburg.
Die Etappen des Panoramawegs: Natur trifft Geschichte und Tradition
Viel Natur und eine bilderbuchhafte Architektur – das Schwarzatal ist der perfekte Erholungsort. Es erstreckt sich über rund 25 Quadratkilometer im Norden des Thüringer Schiefergebirges entlang der Schwarza, einem wunderschönen Gebirgsfluss, in dem früher einmal Gold gewaschen wurde. Zahlreiche kulturelle Orte machen den Panoramaweg Schwarzatal zu einem einzigartigen Erlebnis für Wanderfreunde, die Naturgenuss mit Geschichte und regionaler Tradition verbinden möchten. Die Schwarza begleitet die Wanderer auf vielen Abschnitten auf dem Weg durch eine der reizvollsten Mittelgebirgslandschaften Deutschlands.
Schwarza – Schwarzburg – Cursdorf
An der Mündung der Schwarza beginnt der Panoramaweg und hat bereits auf den ersten Kilometern mit der Forellenaufzuchtstation und dem Jagdschlösschen Eberstein einiges zu bieten. Mittendrin liegt der Ort Schwarzburg mit seinem gleichnamigen, fast 1.000 Jahre alten Schloss.
Von Schwarzburg schlängelt sich der Wanderweg über die Schutzhütte Sitzendorfblick, die die Wanderer mit einem prächtigen Blick auf das Schwarzatal belohnt. Vorbei am Geotop Batzenberg – ein markanter Felsbereich und geologisches Naturdenkmal – geht es weiter nach Unterweißbach. Hier können sich fleißige Wanderer am Märchenbrunnen ausruhen und gelangen hinauf zur Staumauer der Talsperre Leibis-Lichte, der Lichtestaumauer. Bevor das Etappenziel erreicht ist, bietet Oberweißbach einen Einblick in den Geburtsort von Friedrich Fröbel.
Cursdorf – Scheibe – Goldisthal – Altenfeld
Das Historische Glasapparatemuseum Cursdorf bietet Interessierten einen Einblick in die Glaskunst. Von hier führt der Panoramaweg über die Meuselbacher Kuppe in das Tal der Weißen Schwarza. Der Wanderweg schlängelt sich entlang des Stausees Scheibe-Alsbach bis zur Schutzhütte „Weidmannsheil“ am Rollberg und trifft danach auf den Rennsteig. In dieser Etappe kommen die Wanderer durch Goldisthal. Der Ort verdankt seinem Namen ebenfalls der Schwarza – Deutschlands goldreichsten Fluss.
Altenfeld – Schwarzmühle – Röderberg – Schwarza
Weiter von Altenfeld durchquert der Panoramaweg Hirschtal und der „Totenweg“ führt hinauf zum Vitzberg. Seinen Namen hat der „Totenweg“ der Geschichte zu verdanken: Durch das Reuschetal diente dieser Abschnitt als Transportweg von Verstorbenen zum nächstgelegenen Friedhof. Trotz des Namens braucht niemand dieses Wegstück zu fürchten. Der fast zugewachsene Bergpfad macht einen verwunschenen Eindruck und ermöglicht das Wandern in nächster Nähe zur wilden Natur.
Ruhe finden die Wanderer wieder in Schwarzmühle. Idyllisch an der Schwarza gelegen, ist der Erholungsort ein beliebtes Ausflugsziel für Naturfreunde. Am Vitzberg angekommen, finden Sportinteressierte das Biathlonzentrum. Der Wanderweg führt weiter über Röderberg und bietet einen Blick auf die ehemalige Fasanerie der Fürsten von Schwarzburg.
Die Brockenhütte am Trippstein ist der perfekte Ort für eine Pause mit grandioser Aussicht, bevor es dann auf die letzten Kilometer geht. Vorbei an der Teufelstreppe und dem Griesbach-Felsen erreichen die Wanderer nach dem Rundweg erneut Schwarza und damit das Ende des beliebten Panoramawegs im Schwarzatal.
Erlebnisse im Schwarzatal: Vielfalt für jeden Tag
Ein Ausflug ins Schwarzatal lohnt sich aber auch abseits des Panoramawegs. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Fahrt in der Thüringer Bergbahn? Der historische Eisenbahnwagen aus dem Jahr 1923 bewältigt eine der steilsten Standseilbahnstrecken der Welt. Im Olitätenwagen an der Bergstation kann man in die Kräutervielfalt der Region hineinschnuppern.
Wer die Berge lieber aus eigener Kraft erklimmt, findet auch neben dem Panoramaweg zahlreiche Wander- und Radwege. So lockt das Wandergebiet Trippstein mit großartigen Aussichtspunkten. Bequemer und wie zu Großmutters Zeiten geht es auf vier Beinen: Der Pferde- und Alpakahof Fröbitz und das Haflingergestüt Meura laden zu sommerlichen Ausritten durch das Schwarzatal ein. Seine vielen Freibäder verdankt das Tal übrigens noch dem Tourismus-Boom der Jahrhundertwende – beim Bad unter freiem Himmel genoss das damalige Bürgertum seine neue Freiheit von den steifen Konventionen der Kaiserzeit.
Entspannung an der Angel
Auch der Speerwurfolympiasieger Thomas Röhler aus Jena findet seinen Ausgleich im Schwarzatal. An der Schwarza hat er von seinem Großvater das Fliegenfischen gelernt. Noch heute wirft er dort statt des Speers gern mal die Rute aus.