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Das 1857 eingeweihte Goethe-Schiller-Denkmal auf dem Theaterplatz in Weimar erinnert an die kreative Allianz und Freundschaft der beiden Dichter.

Schillernde Geistesgrößen: der Dichterbund Goethe und Schiller in Weimar

Seinen Ruf als Kulturstadt verdankt Weimar nicht zuletzt den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Hier begründeten sie die Weimarer Klassik. Dass der Hesse Goethe und der Schwabe Schiller ihren Bund in Thüringen stifteten, war kein Zufall: Im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, zu dem auch die nahe gelegene Universität Jena gehörte, fanden sie durch das liberale politische Klima beste Voraussetzungen.  

Im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach herrschte nach den Grundsätzen des aufgeklärten Absolutismus ein ungewöhnlich liberaler Geist; Herzog Carl August gab 1816 seinem Land als Erster eine Verfassung, die den Untertanen Presse- und Meinungsfreiheit garantierte.  

So entwickelte sich Weimar zur fruchtbaren Wahlheimat von Literaten wie Schiller, Goethe oder Herder – die Geburtsstunde der Weimarer Klassik. Im gleichen Klima zog es progressive Philosophen wie Fichte und Hegel an die Universität von Jena. Keine andere Region Deutschlands wies um 1800 eine vergleichbare Dichte herausragender Denker auf.   

Goethe und Schiller: eine Freundschaft großer Literaten

Auf Einladung des Herzogs Carl August verließ Johann Wolfgang von Goethe Frankfurt und traf im November 1775 in Weimar ein. Der Herzog spannte ihn nicht nur für private Angelegenheiten ein, sondern übertrug ihm auch zahlreiche staatliche Ämter – vom Leiter der Kriegskommission über den Direktor des Wege- und Bergbaus bis hin zum Leiter der Finanzverwaltung und Ministerpräsidenten.  

Mehr als 50 Jahre lang prägte Goethe Weimar als Wissenschaftler, Jurist, Politiker und Dichter. Hier vollendete er nicht nur den „Faust“, sondern fand im Park an der Ilm und seinem Gartenhaus auch Inspiration für neue Werke. Was er in zahlreichen Betrachtungen beschrieb, lag buchstäblich vor seiner Haustür und hat noch heute Bestand. 

Auch Schiller verbrachte einen großen Teil seines Lebens in Thüringen. 1782 gewährte ihm Carl August Exil. Der junge Sturm-und-Drang-Dichter musste über Nacht aus Württemberg fliehen. Der Grund: Sein Theaterstück „Die Räuber“, das heute zur Pflichtlektüre im Deutschunterricht zählt, war der württembergischen Obrigkeit zu aufmüpfig.  

Goethe empfahl Schiller für eine Professorenstelle an der Universität Jena, die dieser 1789 antrat. Der Weimarer Minister Goethe besuchte den Jenaer Professor Schiller häufig und, wie es scheint, gern: Von Schillers Frau Charlotte ist überliefert, dass sie nachts kaum schlafen konnte – wegen des Gelächters nebenan.  

Goethe und Schiller haben einander beeinflusst, Briefe gewechselt, gemeinsam an der Zeitschrift „Die Horen“ gearbeitet und in ihrem Gemeinschaftswerk „Xenien“ gegen andere Autoren gestichelt. 

Die Stiftung Weimarer Klassik vereint Kunst und Kultur unter einem Dach

2003 haben sich die Stiftung Weimarer Klassik und die Kunstsammlungen zu Weimar zusammengeschlossen. Seitdem gilt die Klassik Stiftung Weimar als zweitgrößte Kulturstiftung Deutschlands. Sie vereint künstlerische, literarische und naturwissenschaftliche Erbschaften der Weimarer Klassik mit dem Kunstbesitz der Herzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach. Im Goethe- und Schiller-Archiv ist man den beiden Dichtern auf der Spur und kann in 733 Briefen und dem neunten Band von Goethes Tagebuch Gespräche und Gedanken aus der damaligen Zeit nachvollziehen.

 

Die Klassik Stiftung Weimar verwaltet 12 UNESCO-Welterbestätten und zählt die Mehrheit von ihnen als Eigentum. Darunter sind Goethes und Schillers Wohnhäuser und auch Goethes Gartenhaus hat es in diese Liste geschafft. Nur einen Steinschlag von dort entfernt befindet sich das Haus am Horn. Hier zeigen sich die Ideen des Bauhauses und machen den Ort verdient zum UNESCO-Welterbe. Die UNESCO würdigt ebenfalls die Werke von Friedrich Nietzsche. Der in Weimar verstorbene Philosoph und sein literarischer Nachlass sind auch Thema einiger Forschungsansätze und Ausstellungen der Stiftung.

Das Weimarer Hoftheater unter Johann Wolfgang von Goethe

Auch am 1791 gegründeten Hoftheater Weimar übernahm Goethe die Leitung. Schiller wirkte bis zu seinem Tod 1805 gemeinsam mit ihm an der Weimarer Bühne. Die Uraufführungen der drei Teile des „Wallenstein“ (1798/99) begründeten Schillers Ruhm als Dramatiker; außer der „Jungfrau von Orleans“ wurden alle seine Dramen in Weimar uraufgeführt.  

Auch danach ist das Theater mit großen Namen verbunden: u. a. Hummel, Liszt und Wagner lösten die Ära der Literatur durch die Ära der Musik ab. Seit dem 19. Januar 1919, dem Tag der Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung, heißt das Hof- und spätere Landestheater „Deutsches Nationaltheater.“ 

Weimar heute – zwischen Tradition und Gegenwart

Goethe und Schiller haben den kulturellen Raum von Weimar nachhaltig geprägt. Millionen von Besuchern wandeln bis heute täglich auf den Spuren der Dichter und bewundern die kostbaren Bestände der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Diese beherbergt eine einzigartige Sammlung von historischen Manuskripten, Erstausgaben und Handschriften, die nicht nur Zeugnisse der Weimarer Klassik, sondern auch des europäischen Geisteslebens sind. 

Doch Weimar ist weit mehr als nur ein Denkmal der Vergangenheit. Die Stadt übt eine besondere Anziehungskraft auf eine neue Generation von Kreativen aus. Hier treffen junge Kulturschaffende, innovative Gastronomen und Künstler aufeinander und verwirklichen ihre Visionen in einem Stadtbild, das gleichermaßen von der Geschichte inspiriert ist und den Blick in die Zukunft richtet. Dieser Wandel und die Symbiose von „klassischer“ Kultur und zeitgenössischer Kreativität prägen heute das kulturelle Leben Weimars.