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Von den alten Römern zum neuen Königreich.

Feucht-kaltes Klima und wilde Volksstämme, die verbissen um ihr Land kämpften – die Gebiete östlich und nördlich des Limes galten nicht gerade als Wohlfühlzone für die alten Römer. Auch das heutige Thüringen wurde, so gut es ging, vom Imperium gemieden. So lautete zumindest für lange Zeit die gängige Lehrmeinung.

Neuere Funde, die u. a. der Thüringer Archäologe Wulf Walther machen konnte, zeichnen allerdings ein anderes Bild. Ein Bild, das für eine stärkere Präsenz der Römer und den kulturellen Austausch mit germanischen Stämmen spricht.

In diesem Zusammenhang steht auch das Grab der sogenannten Fürstin von Haßleben: Hier fand man teils römische, teils germanische Beigaben wie Gegenstände des alltäglichen Lebens und Schmuck. Der Austausch beschränkte sich aber nicht nur darauf, wie Museumsleiter Dr. Mario Küßner erklärt: Auch religiöse Riten der Römer wurden von den germanischen Stämmen übernommen. So wurde der verstorbenen Fürstin z. B. eine Münze in den Mund gelegt, der sogenannte Charons-Obolus, mit dem die Toten nach griechischem und römischem Glauben den Fährmann für die Fahrt in die Unterwelt bezahlen sollten.

Hören Sie jetzt das ganze Gespräch zum Thema "Von den alten Römern zum neuen Königreich". mit Prof. Dr. Krause und Dr. Küßner.  

Das ist Thüringen · Von den alten Römern zum neuen Königreich.

Thüringen – entstanden als kulturell vielfältiges Königreich.

Als die Römer immer mehr an Macht verloren, gewannen andere Völker Einfluss: etwa die Hunnen, die aus Osten kommend im 4. Jahrhundert die Völkerwanderung auslösten. Immer mehr Stämme wie die Ostgoten suchten Zuflucht im mitteldeutschen Raum und trafen auf die dort bereits beheimateten Menschen. Einer der interessantesten Funde aus dieser Zeit ist die Frau mit dem Turmschädel, deren Grab 1965 in Oßmannstedt gefunden wurde. Die auffällige Verformung des Schädels, die bewusst ab frühester Kindheit durch das Umwickeln des Schädels mit Bandagen herbeigeführt wurde, deutet darauf hin, dass die junge Frau ihre Kindheit unter hunnischem Einfluss verbracht hat. Gleichzeitig weisen die reichen Grabbeigaben, die man bei ihr fand, sie als ostgotische Adelige aus. So zeigt dieses Beispiel sehr anschaulich, wie sich die Völker der Spätantike in Mitteldeutschland vermischten.

Aus dieser Gemengelage entwickelte sich nach dem Abzug der Hunnen Ende des 5. Jahrhunderts unter König Bisinus das Königreich der Thüringer. Das ausgedehnte Reich sollte zwar nur gut einige Jahrzehnte bestehen, entwickelte jedoch in dieser Zeit eine erstaunliche Pracht, von der man sich im Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens überzeugen kann.  

  • Prof. Dr. Johannes Krause

    Es ist kein Wunder, dass der gebürtige Leinefelder Prof. Dr. Johannes Krause schon früh seine Leidenschaft für die Archäologie entdeckte. Denn aus dem gleichen Ort stammt Johann Carl Fuhlrott, der Entdecker des Neandertalers. Neben der Archäologie gehört Prof. Dr. Krauses Leidenschaft der Genetik. Im Rahmen seiner Doktorarbeit konnte er beide Leidenschaften verbinden und promovierte bei Svante Pääbo, dem Begründer der Paläogenetik. Heute ist Prof. Dr. Krause, der eine eigene Urmenschgattung entdeckte und wegweisende Forschungsergebnisse zur mittelalterlichen Pest lieferte, Direktor am Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie, Autor von Sachbüchern, die zu Bestsellern wurden, und gern gesehener Talkshowgast, der auch ein breites Publikum für die Archäologie begeistern kann.

  • Dr. Mario Küßner

    Für Dr. Mario Küßner besteht der Reiz der Archäologie darin, die Jahrtausende alten Funde auszuwerten und so ein Verständnis der jeweiligen Epoche und nach und nach auch der gesamten Menschheitsgeschichte zu bekommen. Dabei ist es dem Spezialisten für die Stein- und Bronzezeit wichtig, die Erkenntnisse so verständlich aufzubereiten, dass auch Laien sie nachvollziehen können und Spaß an den Funden haben. Wie das geht hat Dr. Küßner z.B. mit der archäologischen Fachplanung des Geländes am „Leubinger Fürstenhügel“ gezeigt, bei dem der Freistaat Thüringen, Autobahnplaner und Rastanlagenbetreiber ein einzigartiges Erlebnis direkt an einer deutschen Autobahn geschaffen haben. Die wichtigste Entdeckung unter seiner Leitung ist neben dem Grab von Apfelstädt das Ensemble von Dermsdorf, das 2011 ausgegraben wurde. Seit Ende 2020 ist Mario Küßner Leiter des Museums für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar. Hier möchte er archäologische Erkenntnisse im anschaulich vermitteln und diese aus dem Museum heraus zu den Menschen bringen.

    © TLDA/H. Arnold

400.000 Jahre Menschheitsgeschichte

- unter einem Dach erleben Besucher im Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens.

Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens, Humboldtstraße 11, 99423 Weimar

Öffnungszeiten:

Montag geschlossen

Dienstag 9–18 Uhr

Mittwoch–Freitag 9–17 Uhr

Samstag, Sonntag und Feiertage 10–17 Uhr

Veröffentlicht am:
24.01.2022