
Mit Licht Räume gestalten: Motion Design aus Erfurt
Das ehemalige Garnisonslazarett an der Nordhäuser Straße in Erfurt – hier entwickelt Motion-Designer Dirk Rauscher beeindruckende Lichtshows und Videos. Zu seinen Kunden zählen Tokio Hotel, Teddy Teclebrhan, Fritz Kalkbrenner, Mark Forster und Clueso. Eigentlich wollte der gebürtige Erfurter nur für ein paar Wochen raus aus Köln und in die alte Heimat zurück – für ein Projekt mit seinem Schulfreund Clueso. Das war 2009. Seitdem ist Thüringen wieder sein Lebensmittelpunkt. Im früheren Garnisonslazarett Erfurt, das zu einem Kreativquartier umgewandelt wurde, hat er sich sein Studio eingerichtet. Mit ihm haben sich hier zahlreiche weitere Künstler in den Werkstätten des Kunst- und Kulturzentrums niedergelassen. „Ein wunderschöner Ort zum Arbeiten“, findet Rauscher.
„Bilder schaffen, die im Raum stattfinden“: vom Plattencover zum Motion Design
Dirk Rauscher macht Videokunst am Computer. Wie und was er genau macht, ist „schwierig zu umreißen“, wie er zugibt. Eigentlich seien es mehrere Berufe gleichzeitig, aber Motion-Designer treffe es am ehesten, also Grafik-Designer für bewegte Bilder. Dank einer stetig wachsenden Kreativ-Infrastruktur zieht Thüringen immer mehr Kulturschaffende wie ihn an.
1999 zieht Dirk Rauscher mit seinem Freund und WG-Mitbewohner Clueso nach Köln. Dort beginnt er, sich autodidaktisch als Grafiker auszubilden. Mit Plattencovern und Animationen fängt alles an. „Ich wollte immer einen Schritt weiter.“ So arbeitet er als VJ, Visual Jockey, und liefert auf Partys und Konzerten die Bilder zur Musik. Er will „Bilder schaffen, die im Raum stattfinden, mit Licht Räume gestalten“.
Um die 2000er-Wende ist er als VJ und Grafiker in Köln gut gebucht. Und doch bleibt ein Rest von Unsicherheit: „Ich habe das zu einer Zeit gemacht, da war noch nicht abzusehen, dass es irgendwann einen großen Bedarf an Motion-Designern geben würde.“
2009 kehrt Dirk Rauscher für ein gemeinsames Projekt mit Clueso nach Erfurt zurück. Sein Freund hatte gemeinsam mit anderen Künstlern bereits einige Jahre zuvor den Zughafen, einen ehemaligen Güterbahnhof, zur Kreativ- und Veranstaltungsstätte umgebaut.
„Der Zughafen steht symbolisch für das, was ich an der Stadt schätze“, so Rauscher, und zählt auf: kreative Freiheit, Austausch und Zusammenarbeit. „Für mich war das damals das beste Setting, das ich mir hätte vorstellen können. Das war so ein bisschen Hippie-Feeling“, beschreibt Rauscher das Miteinander. Er beschließt, in seiner alten Heimatstadt zu bleiben.
Von Erfurt nach Las Vegas und Dubai – und zurück nach Erfurt
Von hier aus nimmt seine Karriere Fahrt auf: Er kreiert Lichtshows für das „Hotel Mandalay Bay“ in Las Vegas und eine Fassadenprojektion auf das Burj Khalifa in Dubai, das höchste Gebäude der Welt.
Auch in Thüringen wird seine Arbeit gefeiert. 2019 entwickelt er mit dem Tanztheater Erfurt, dem Theater Erfurt und der Staatskapelle Weimar das Tanztheaterstück „Face Me – Le Sacre du printemps“, das 2020 mit dem Thüringer Theaterpreis ausgezeichnet wird. 2023 folgt die Fortsetzung DYS:CONNECT– FOLLOW-ME. Die lebendige Thüringer Kulturszene bietet für Dirk Rauschers Kreativität den perfekten Nährboden.
Kreativität und Familie in Einklang bringen
Neben seiner internationalen Arbeit nutzt Dirk Rauscher sein Studio im Erfurter Kreativquartier heute vor allem für ein weiteres Projekt: Anfang 2022 gründet er zusammen mit seiner Lebenspartnerin Corina das Label Rosa Rauscher. Gemeinsam kreieren sie haptische Kunstobjekte, unter anderem individuell gestaltete Wandteppiche, Teppiche und Lasercuts. „Neben dem Familienalltag hatten Corina und ich das Bedürfnis, aus unseren gemeinsamen Interessen für Kunst und Design etwas Neues anzugehen.“ Thüringen bietet ihnen den idealen Ort, um Kreativität und Familie in Einklang zu bringen.
Lebendige Kreativräume in Thüringen
In Erfurt sind in den letzten Jahren kreative Zentren wie das Garnisonslazarett oder das preisgekrönte Kontor Erfurt, ein umgebautes DDR-Industriegebäude entstanden. Dort finden Kreative bezahlbare Studios, Ateliers und Büros – moderne Arbeitswelten in historischer Industriearchitektur. Gleichzeitig wird die Defensionskaserne auf dem Erfurter Petersberg mit mehr als 10.000 Quadratmetern zu einem neuen Innovationsstandort für Unternehmen, Start-ups, Kreative und Wissenschaftler ausgebaut. In diesen lebendigen Kreativquartieren verschmelzen Ideen und Menschen zu einem inspirierenden Ganzen.