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Süß oder herzhaft: Weihnachtsklassiker aus Thüringen

Wenn Kartoffelklöße zum Prophetenkuchen kommen: Weihnachtsessen in Thüringen

Ob buttrige Plätzchenbäckerei, saftige Weihnachtsgans oder zimtiger Bratapfel – die Weihnachtszeit verbinden viele Menschen mit ganz bestimmten Gerichten, Gerüchen und Gewürzen. Viele Regionen in Deutschland haben dabei ihre eigenen kulinarischen Traditionen. Auch in Thüringen gibt es einige Klassiker in der Weihnachtszeit. Drei davon – die Thüringer Klöße, den Prophetenkuchen und das Erfurter Schittchen – stellen wir Ihnen hier inklusive Rezepten vor.

Der Klassiker zur Weihnachtsgans: Thüringer Klöße

Hügeliges Festtagsgebäck: der Prophetenkuchen

Don’t call me Stollen: Erfurter Schittchen

In Thüringen duftet es zur Weihnachtszeit nach Braten, Klößen und süßen Leckereien – eine Zeit, in der traditionelle Rezepte und regionale Spezialitäten im Mittelpunkt stehen. Ob deftiger Gänsebraten, würzige Rostbratwurst oder feines Stollen-Gebäck – die Thüringer Weihnachtstafel spiegelt die kulinarische Vielfalt und den Sinn für Genuss dieser Region wider. 

Don’t call me Stollen: Erfurter Schittchen

Wer kennt ihn nicht: den Weihnachts- oder Christstollen, traditionell in Dresden beheimatet, ein Muss zu jedem Weihnachtsfest. Auch in Erfurt gibt es ein solches Weihnachtsgebäck – aber Achtung! Hier heißt das weihnachtliche Hefegebäck nicht Stollen, sondern Schittchen oder auch Scheitchen.

Vom mageren Fastenbrot zum üppigen Weihnachtsgebäck

Das Erfurter Schittchen steht seinem bekannten Bruder, dem Dresdner Stollen, in nichts nach – vielmehr darf das Schittchen sogar als Vorreiter des Stollens gelten. Während der Dresdner Stollen wohl ungefähr 1429 in seiner heutigen Machart mit Butter, Rosinen, Zitronat und Orangeat erstmals gebacken wurde, schaffte es das Erfurter Schittchen bereits 1329 als Weihnachtsgabe auf die bischöfliche Festtafel.

Ursprünglich als trockenes, fettarmes Fastengebäck – noch ohne Butter, Zucker und Hefe – gebacken, führten die späteren schweren, gezuckerten und mit Butter versetzten Nachfolger zu jahrzehntelangen Auseinandersetzungen zwischen Kirche und Fürsten. Denn Butter und Zucker waren nicht nur teure und hochwertige Zutaten, für deren Verwendung es die Zustimmung der Kirche brauchte – sie widersprachen auch gänzlich den christlichen Fastenregeln. Kein Wunder, dass die Schittchen zum Weihnachtsklassiker wurden!

  • Thüringer Tradition: Stollenkönigin zur Weihnachtszeit

  • Perfekte Ergänzung zum Weihnachtsessen: Erfurter Schittchen

Wieso eigentlich „Schittchen“?

Ihren Namen haben die Erfurter Schittchen vermutlich ihrem Aussehen zu verdanken. Knusprig braun gebacken, mit einer Rille auf der Oberseite, durch die nach dem Backen die zerlassene Butter rinnt, ähnelt das Gebäck einem Holzscheit. Natürlich hat sich das Schittchen im Laufe der Jahrhunderte ständig verändert, so dass es bis heute zahlreiche Varianten gibt. Allein in Thüringen gibt es an die 20 verschiedene Bezeichnungen für das weihnachtliche Hefegebäck – in Erfurt ist und bleibt das Schittchen aber das Schittchen.

Ob Stollen, Schittchen oder Chrisamel: Appetit auf Weihnachten

Egal unter welchem Namen: das buttrige Hefegebäck gehört zu Weihnachten wie Geschenke, Christbaum und Gesang. In Thüringen hat die Leckerei 700 Jahre Tradition. Appetit bekommen? Dann entdecken Sie hier weitere Infos und ein echtes Thüringer Stollenrezept!

Süße Vielfalt aus der Backstube: Weihnachtsplätzchen

Natürlich gehören zu Weihnachten Plätzchen ebenso dazu wie Tannenbaum und Weihnachtslieder. Egal ob Vanillekipferl, Zimtsterne oder Engelsaugen - der Duft von Plätzchen macht Lust auf gemütliche Nachmittage. Auch in der Backstube des Café Lieblingsgarten in Weimar hat das Plätzchenbacken dieser Tage Priorität. Zu den Highlights gehört das Shortbread, welches die Cafébetreiber Marieke Rozar und Benedict von der Wense am liebsten backen. "Wir mischen einen klassischen Teig zusammen, der wird ausgerollt, gekühlt und dann in Scheiben geschnitten und ausgebacken", sagt Marieke Rozar.

Ein Teig für viele Plätzchen

Wer Weihnachtsplätzchen in großen Mengen produzieren möchte, sollte sich für das Shortbread aus dem Café Lieblingsgarten entscheiden. Der klassische Teig eignet sich besonders gut für die Herstellung vieler Plätzchen in ganz verschiedenen Geschmacksrichtungen. Das Rezept für den Shortbread-Teig finden Sie hier:

Lieblings Shortbread

Zutaten:
Mehl Typ 405 260 g
Butter 240 g
Zucker 120 g
Semola (Weizengrieß) 100 g
Vanillezucker 1 Päckchen
Salz 2 g
Zimt 5 g
Kardamompulver 1g
Ingwerpulver 4 g
Muskatnuss 0,25 g

Zubereitung:
Den Ofen auf 170 Grad Celsius vorheizen.

Butter, Zucker, Vanillezucker und Salz mit einem Knethaken vermengen. Mehl, Semola und Gewürze durch ein Sieb zur Masse dazugeben und zu einem festen Teig verkneten.

Anschließend Teig in zwei Teile portionieren (ungefähr 360g pro Hälfte) und zu einer Rolle mit einem Durchmesser von 3 cm rollen. Diese in Zucker wälzen und im Kühlschrank für zwei Stunden ruhen lassen. Anschließend die Rolle in 1 cm breite Scheiben schneiden und auf einem Backblech im Ofen ausbacken. Dieses Rezept reicht für ungefähr zwei Backbleche.

Die Backzeit beträgt ca. 2 Minuten.

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Weihnachtliche Düfte im Café Lieblingsgarten

In ihrem Café Lieblingsgarten in Weimar verwöhnen Marieke Roza und Benedict von der Wense ihre Gäste mit Traditionsrezepten und ihrem beliebten Shortbread-Gebäck.

Der Klassiker zur Weihnachtsgans: Thüringer Klöße

Früher war es ein sonntägliches Ritual: Zurück vom Gottesdienst, wurden Kartoffeln und Reibe aus dem Vorratsraum geholt. Alle packten mit an, damit zur Mittagsstunde die dampfende Lieblingsspeise auf dem Teller lag – die Klöße. Und nicht selten passiert das heute noch genauso.

Ein Festtagsessen mit langer Tradition

Die leckere Kartoffelspeise begeistert inzwischen seit mehr als 200 Jahren die Thüringer und ihre Gäste. Für viele gelten Klöße immer noch als Sonntags- oder Festessen. So gehören sie beispielsweise zur Martinsgans fest dazu, und auch zum Weihnachtsessen dürfen sie für viele Menschen – auch im Rest der Republik – nicht fehlen. Entstanden aber sind sie aus der Not, denn die macht bekanntlich erfinderisch.

Die Geburtsstunde der Kartoffelklöße

Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert drängten schlechte Ernten und teures Getreide die Menschen dazu, Ernährungsalternativen zu finden. Zunächst wurde versucht, aus Kartoffeln Brot zu backen, ehe man herausfand, dass heißes Wasser der Kartoffelmasse besser bekommt als Ofenhitze. Der Kartoffelkloß war geboren. Das älteste schriftliche Rezept wird einem Pfarrer aus Effelder-Rauenstein bei Sonneberg in einer Niederschrift von 1808 zugesprochen.

„Kloß“ heißt er übrigens nach dem althochdeutschen „Kloz“, was für „Kugel, Knolle oder Klumpen“ stand. Mundsprachlich hat der Kloß je nach Region noch viele andere Namen. Die Geschichten dahinter sind verschieden und manchmal sogar märchenhaft: In Meiningen spricht man zum Beispiel von „Hütes“, weil der Bürgermeister das Rezept von Frau Holle zum „Hüten“ bekommen haben soll. Letztlich aber gilt: Egal ob „Knölla“, „Hütes“, „Hebes“ oder „Kließ“ – schmecken tun sie immer.

Der Klassiker unter den Weihnachtsessen: Klöße, Rotkohl, Weihnachtsgans

Sie wollen die Thüringer Spezialität an den Feiertagen selbst kochen?

Hügeliges Festtagsgebäck: der Prophetenkuchen

Nussige und buttrige Aromen verbreiten sich von der Zunge im ganzen Mund, die feucht-würzige Textur des Teigs und der Puderzucker auf seiner Oberfläche gehen eine verführerische Verbindung ein. Die Zunge fährt über die Lippen. Köstlich! Diese Süßigkeit gibt es in Ostthüringen und sie ist hier seit dem Mittelalter bekannt: der Prophetenkuchen.

Berge und Täler aus Butter und Mehl

Der Prophetenkuchen ist ein Blechkuchen mit Bergen und Tälern. Woher der Name stammt, bleibt im Dunkeln, manche nennen ihn auch Huckelkuchen – das passt zur Landschaft. Streng genommen ist dieser Kuchen nicht nur an Weihnachten beliebt, allerdings bietet sich die schnell zubereitete Spezialität für die kochintensiven Feiertage an – und auch der Name lässt eine weihnachtliche Verbindung anklingen.

Prophetenkuchen als Familientradition

Die Zutaten variieren je nach Familienrezept: Butter, Mehl, viele Eier und noch mehr Eigelb, Gewürze und Hochprozentiges gehören hinein. Ein heißer Ofen ist ebenso wichtig. „250 Grad muss er haben“, weiß der Fachmann Mario Gräfe, ein Konditor aus Eisenberg. Die Hitze hebt den Teig und gibt ihm seine Form. 

Zuletzt das Entscheidende: das Messer, mit dem der Kuchen geschnitten wird. „Es muss schmal sein, damit er nicht bricht“, sagt Gräfe. Er erhielt seins von seinem Großvater, dem ersten Konditor der Familie, mit dem Auftrag, es gut zu verwahren, denn es sei das einzige und beste für den Prophetenkuchen.

Prophetenkuchen auf die Festtafel

Das Rezept der Familie Gräfe ist geheim – aber natürlich haben auch Sie die Möglichkeit, einen Prophetenkuchen zuhause zu backen. Das geht sogar sehr schnell: In nur fünfzehn Minuten haben Sie den köstlichen Kuchen auf dem Teller.

Backtradition und Handwerk in Thüringen

Backen hat in Thüringen eine lange Tradition. Schon im Mittelalter betrieben Klöster und Dorfbäcker kleine Backstuben, in denen Brot, Kuchen und Gebäck nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Ausdruck regionaler Kultur waren. Besonders in Städten wie Erfurt, Weimar oder Altenburg entwickelten sich handwerkliche Bäckereien zu wichtigen Versorgern und Trägern lokalen Wissens. Viele Rezepte werden bis heute gepflegt und weitergegeben.

 

Das Bäckerhandwerk ist auch heute ein lebendiger Teil der Thüringer Wirtschaft. In zahlreichen Betrieben werden junge Menschen als Bäcker ausgebildet. Ergänzend dazu gibt es den Ausbildungsberuf der Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk mit Schwerpunkt Bäckerei. Neben traditionellen Backstuben entstehen in Thüringen moderne Konditoreien und innovative Start-ups.