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Bunte Vielfalt: Der Karl-Foerster-Garten im egapark.
Bunte Vielfalt: Der Karl-Foerster-Garten im egapark.

Karl-Foerster-Garten im egapark:
nach allen Regeln der Pflanzkunst.

Er gilt als Pionier der modernen Gartenkunst, züchtete mehrere Hundert Staudensorten und schrieb zahlreiche Bücher: der Gärtner und Schriftsteller Karl Foerster. Ihm zu Ehren gibt es in Deutschland verschiedene Karl-Foerster-Gärten. Einer davon befindet sich im egapark Erfurt. Das ist Thüringen sprach mit Chris Lange, Betriebsleiter egapark, über diesen besonderen Garten und dessen Namensgeber.

„Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich wieder Gärtner, und das nächste Mal auch noch. Denn für ein einziges Leben ward dieser Beruf zu groß.“

Karl Foerster

Karl Foerster war einer der bedeutendsten Staudenzüchter des 20. Jahrhunderts. Die nach ihm benannten Gärten zeigen und würdigen sein Schaffen und seine Philosophie. Was ist das Besondere daran?

Für Karl Foerster stand immer das Zusammenspiel von Farbe, Duft und Optik der Pflanzen im Mittelpunkt – und das zu allen Jahreszeiten. Er führte aus aller Welt Gräser und Farne ein, machte Wildstauden gartenfähig und züchtete zahlreiche Stauden, die besonders widerstandsfähig und winterhart sind. Diese Vielfalt zeigen die Karl-Foerster-Gärten. Es gibt in Deutschland mehrere: in Potsdam in Bornim und auf der Freundschaftsinsel, in Berlin im Britzer Garten und in den Gärten der Welt, im Frankfurter Palmengarten – und natürlich in Erfurt im egapark.

 

Was zeichnet den Karl-Foerster-Garten im egapark aus?

Neben der möglichst ganzjährigen Vielfalt und Widerstandsfähigkeit der Stauden propagierte Foerster die Idee eines Schau- und Sichtungsgartens. Im egapark ist das gut zu erkennen, denn hier ist der Karl-Foerster-Garten in weiten Teilen in seinem Ursprungszustand erhalten geblieben. Er gliedert sich in 19 ansteigende Terrassen am Nordhang. Jede dieser Terrassen hat ein eigenes Thema, zum Beispiel Heide-, Stein-, Farn- oder Wassergarten. Außerdem gibt es mehrere Staudenterrassen.

 

Was können Sie zur Entstehungsgeschichte des Karl-Foerster-Gartens im egapark erzählen?

Die heute noch vorhandene Gliederung des Geländes geht auf die Gesamtplanung der Gartenschau „Erfurt blüht“ von 1950 zurück. Damals wurde die Fläche zunächst mit verschiedenen Themengärten bespielt und anlässlich der iga 1961 zu den „Gärten der Jugend“ umgestaltet. 1962/63 entstand in diesem Bereich der Karl-Foerster-Garten. Die bauliche und gestalterische Leitung hatte Walter Funcke übernommen, die Pflanzplanung Hermann Göritz. Beide waren langjährige Wegbegleiter Foersters und realisierten diesen Schau- und Sichtungsgarten gemäß seiner Philosophie.

Foersters Stauden- und Pflanzenarrangements haben zum Teil sehr klingende Namen, zum Beispiel „Harfe und Pauke“, „Sonnigmachung“ oder „Erwärmung“. Was hat es damit auf sich?

Karl Foerster war nicht nur ein begnadeter Staudenzüchter, sondern auch ein großer Gartenphilosoph. Er sagte einmal: „Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden.“ Dieser Satz beschreibt seine Leidenschaft sehr anschaulich. Foerster züchtete in seinem Leben circa 700 Staudensorten. Ungefähr 370 davon gelangten in den Handel und rund 120 sind heute noch erhältlich. Damit ist er einer der erfolgreichsten und bekanntesten Staudenzüchter der Welt.

 

Anlässlich der BUGA 2021 wurde der Karl-Foerster-Garten denkmalgerecht saniert. Was genau wurde auf dem Gelände gemacht?

Der zentrale Bereich bleibt in seinen historischen Strukturen erhalten. Das heißt, die umfangreichen Staudenschauflächen präsentieren ausschließlich die Foerster-Themen „Staudenzüchtung“ sowie „Pflanzenverwendung“ und „Gartenpoesie“. Ein zentraler Ausstellungs- und Informationspunkt auf der Terrasse mit Domblick soll am historischen Platz in neuer, zweckdienlicher Qualität entstehen. Zudem wird der mit Bäumen bestandene Böschungsbereich zwischen den Schauflächen und der alten Gothaer Straße Themen moderner, großzügiger Staudenverwendung zeigen und auf Karl Foerster als einen Initiator moderner Gartengestaltung des 20. Jahrhunderts verweisen. Außerdem werden die Bestandsmauern aus Waschbeton saniert, ebenso die Pergolen und Handläufe. Auf den unteren Terrassen finden die Bestandsgehwegplatten aus den 1970er-Jahren Verwendung.

„Das Leben ohne Phlox ist ein Irrtum.“

„Wennschondennschon“ nannte Karl Foerster (1874–1970) seine erste Phloxzüchtung – und fast scheint es, als wäre dieser wohlklingende Pflanzenname auch das Lebensmotto des leidenschaftlichen Staudenexperten gewesen. Bis ins hohe Alter züchtete er unzählige Blumensorten, vor allem Rittersporn und Phlox. Foersters Ideal eines Gartens waren Stauden und Gräser, die ganzjährig blühen sollten. Mit knapp 20 Jahren begann er mit dem Aufbau einer eigenen Gärtnerei auf dem elterlichen Grundstück in Berlin-Westend. Später verlegte er sie nach Bornim bei Potsdam, wo er ein circa 5.000 qm großes Ackergelände zu einem Gartenreich verwandelte. Hier gründete und traf sich auch der Bornimer Kreis.

1911 veröffentlichte Foerster sein erstes Buch „Winterharte Blütenstauden“ – zahlreiche weitere Publikationen folgten. Als Anerkennung seines Schaffens erhielt Foerster die Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität (1950), wurde Ehrenbürger der Stadt Potsdam (1959) und anlässlich seines 90. Geburtstages zum Professor ernannt (1964). Der öffentliche Versuchs-, Lehr- und Schaugarten sowie sein Wohnhaus in Bornim stehen heute als „Karl-Foerster-Gedenkstätte“ unter Denkmalschutz, sein literarischer Nachlass wird in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt.

Das Worpswede der Gartengestalter.

Der Bornimer Kreis war ein um Karl Foerster gebildeter Freundes- und Arbeitskreis, der dessen Naturphilosophie und seine Gartengedanken teilte und vor allem in den 1920er- und 1930er-Jahren eng zusammenarbeitete. Die Gartenliebhaber kamen regelmäßig an Foersters Wohnort in Potsdam-Bornim zusammen und entwarfen belebende Konzepte zur Gartengestaltung und Pflanzenverwendung. Zu dem Kreis gehörten unter anderem die Gartenarchitekten Walter Funcke, Hermann Göritz, Hermann Mattern und Herta Hammerbacher. Der Bornimer Kreis wurde auch als „Worpswede der Gartengestalter“ bezeichnet.

Veröffentlicht am:
07.09.2023