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Majestätisch über Eisenach und dem Thüringer Wald: die Wartburg

Die Wartburg: Geschichte und Kultur über den Dächern Thüringens

Hoch über der Stadt Eisenach thront die Wartburg – eine der bekanntesten und bedeutendsten Burgen Deutschlands. Mit ihrer fast tausendjährigen Geschichte ist sie nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Symbolort für zentrale Ereignisse der deutschen Geschichte und Kultur. Seit 1999 zählt die Wartburg zum UNESCO-Weltkulturerbe und zieht jährlich zahlreiche Besucher aus aller Welt an.

Mächtig, monumental, mittelalterlich: die Architektur der Wartburg

Von Sagen und Revolutionen: die Wartburg als Bühne deutscher Geschichte

Thüringens Tor zur Welt: die Wartburg auf der UNESCO-Liste

Die Wartburg heute: lebendige Geschichte erleben

In Thüringen lassen sich viele Burgen und Schlösser finden, die von der reichen kulturellen Geschichte des Freistaats erzählen. Eine unter ihnen ist jedoch besonders bekannt: die Wartburg. Sie gilt als eine der meistbesuchten Bauwerke des Freistaats und ist Symbol für die lange und wechselvolle Geschichte der Region. Ob als Austragungsort des legendären Sängerwettstreits, als Wirkungsstätte der Heiligen Elisabeth und Aufenthaltsort Martin Luthers oder als Residenz des Gegenkönigs und Stauferfeindes Heinrich Raspe – die Wartburg spielt in der deutschen Geschichte eine zentrale Rolle.

Mächtig, monumental, mittelalterlich: die Architektur der Wartburg

Die Wartburg erhebt sich etwa 220 Meter über Eisenach auf einem schmalen, schroffen Felsgrat und bietet einen beeindruckenden Ausblick auf die Umgebung – ein nicht nur visuell, sondern auch strategisch bedeutsamer Vorteil, der beim Bau der Burg eine Rolle gespielt hat. 

Die Burganlage besteht aus mehreren Bauabschnitten, deren Erbauungszeitpunkte vom Hochmittelalter bis ins 19. Jahrhundert reichen. Dass der Burg die verschiedenen Epochen ihrer Erbauung anzusehen sind, tut ihrem Charme aber keinen Abbruch – ganz im Gegenteil: Sie haben ihre Architektur, Nutzung und Bedeutung geprägt und tragen einen entscheidenden Teil zu der Geschichte hinter den steinernen Mauern bei.

Besonders hervorzuheben ist der Palas, das sogenannte Landgrafenhaus, der um 1157 als zweigeschossiger Steinbau errichtet wurde. Der Palas gilt mit seinem prachtvollen Festsaal als eines der schönsten Beispiele spätromanischer Baukunst nördlich der Alpen. Es finden sich aber noch weitere markante Bauwerke im Gebäudekomplex: die Wartburgkapelle aus dem 12. Jahrhundert, der Südturm und die Elisabethkemenate mit ihren farbenprächtigen Mosaiken.

Von Sagen und Revolutionen: die Wartburg als Bühne deutscher Geschichte

Der Sage nach wurde die Wartburg 1067 von Graf Ludwig von Schauenburg, auch bekannt als Ludwig der Springer, gegründet. Urkundlich erwähnt ist sie erstmals 1080. Der Name Wartburg leitet sich von „Warte“ ab, was Wach- oder Wächterburg bedeutet. Die Gründungssage erzählt, wie der Springer mit einem Trick den Bau auf fremdem Boden ermöglichte:

Der Landgraf wollte auf dem 394 Meter hohen Wartberg eine Burg errichten. Da ihm der Berg aber nicht gehörte und er ihn mit seinen wenigen Rittern nicht hätte erobern können, ließ er Erde von seinem eigenen Herrschaftsgebiet auf den Berg schaffen und dort ausstreuen. Als es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung über das Bauvorhaben kam, rammten seine zwölf Ritter ihre Schwerter in diesen Boden und schworen vor Gericht, dass sie sich auf Ludwigs eigenem Grund befänden. So konnte der Springer den Bau der Wartburg beginnen, obwohl der Berg ursprünglich nicht zu seinem Besitz gehörte. 

Im 12. Und 13. Jahrhundert war die Wartburg Residenz der Thüringer Landgrafen und ein Zentrum höfischer Kunst und Kultur. Der berühmte Sängerkrieg soll hier stattgefunden haben: Der Legende nach traten auf der Burg einige der bedeutendsten Minnesänger ihrer Zeit in einem Dichterwettbewerb gegeneinander an. Im Mittelpunkt standen poetische Wettbewerbe, bei denen die Sänger Loblieder auf Fürsten und die Schönheit der Frauen vortrugen. 

Der Überlieferung nach sollte der unterlegene Sänger mit dem Tod bestraft werden, jedoch wurde der Streit schließlich durch die Vermittlung des Zauberers Klingsor friedlich beigelegt. Historisch belegt ist der Sängerkrieg nicht. Er ist vielmehr ein literarisches Konstrukt, das in mittelhochdeutschen Sangspruchdichtungen des 13. Jahrhunderts entstand und später durch Kunst, Literatur und Musik weiterverarbeitet wurde.

Nächstenliebe und Fürsorge auf der Wartburg: die Heilige Elisabeth von Thüringen

Im frühen 13. Jahrhundert lebte die Heilige Elisabeth von Thüringen auf der Wartburg, die für ihre Wohltätigkeit und Nächstenliebe verehrt wird. Sie setzte sich unermüdlich für Arme und Kranke ein und gründete 1226 am Fuß der Wartburg ein Hospital, in dem sie selbst Bedürftige pflegte. Ihr Leben und Wirken auf der Wartburg prägen das Bild der Burg bis heute und machen sie zu einem wichtigen Erinnerungsort christlicher Nächstenliebe.

Die Heilige Elisabeth: Landespatronin von Thüringen und Symbolfigur für Nächstenliebe


Elisabeth von Thüringen wurde 1207 als Tochter des ungarischen Königs Andreas II. geboren und kam schon als Kind auf die Wartburg, wo sie mit dem Landgrafen von Thüringen Ludwig IV. verlobt und später verheiratet wurde. Hier lebte sie als Landgräfin und kümmerte sich um Arme und Kranke. Ihr soziales Engagement stieß am Hof oft auf Unverständnis, doch sie blieb ihrem Ideal treu. 

Nach dem frühen Tod ihres Mannes verließ Elisabeth die Wartburg und widmete sich in Marburg weiterhin den Armen. Sie starb 1231 im Alter von nur 24 Jahren. Bereits vier Jahre nach ihrem Tod wurde sie von der katholischen Kirche heiliggesprochen und gilt bis heute als Symbol für Barmherzigkeit.

Martin Luther auf der Wartburg: Zuflucht, Bibelübersetzung und Reformationsbeginn

Ein weiteres bedeutendes Kapitel der Wartburg ist der Aufenthalt Martin Luthers. Nach seinem mutigen Auftritt vor dem Wormser Reichstag 1521, bei dem er sich weigerte, seine Schriften zu widerrufen, wurde Luther geächtet und zum Vogelfreien erklärt – ein Todesurteil. Um ihn zu schützen, ließ Kurfürst Friedrich der Weise ihn auf die Wartburg entführen.

Hier gelingt Luther in nur wenigen Wochen das, was vor ihm niemandem geglückt war: Er übersetzte das Neue Testament ins Deutsche – und machte die Heilige Schrift so für jeden zugänglich. Damit erreichte er einen Meilenstein für die Entwicklung der deutschen Sprache und die Reformation und prägte damit auch Thüringer Traditionen wie das Weihnachtsfest und das Martinsfest

Eine berühmte Legende besagt, dass Luther während seiner Arbeit an der Übersetzung mit einem Tintenfass nach dem Teufel warf. Über die Existenz des – angeblichen – Tintenflecks kann man sich noch heute in der „Lutherstube“ auf der Wartburg vergewissern.

 

  • Tintenfleck und Historie: In der Lutherstube begibt man sich auf die Spuren des Reformators.

  • Unter dem Decknamen „Junker Jörg“ versteckte sich Luther 1521 auf der Wartburg und übersetzte das Neue Testament ins Deutsche.

An Martin Luthers Wortwahl orientierten sich Autoren von der Ostsee bis zu den Alpen – und noch ein halbes Jahrhundert später wimmelt das Deutsche von Ausdrücken und Redewendungen, die der Reformator ersann oder zumindest populär machte. Ohne Luther würde weder jemand „etwas ausposaunen“, noch „seine Zunge im Zaum halten“.

1817 fand das erste Wartburgfest statt – anlässlich des 300. Jahrestages des Thesenanschlags Martin Luthers und im Gedenken an die Völkerschlacht bei Leipzig. Rund 500 Studenten setzten sich auf dem Fest für nationale Einheit und Bürgerrechte ein. Das Wartburgfest verbindet die Burg so mit den Anfängen der deutschen Demokratiegeschichte.

Thüringens Tor zur Welt: die Wartburg auf der UNESCO-Liste

Die Aufnahme der Wartburg in die Liste des UNESCO-Welterbes im Jahr 1999 unterstreicht ihre außergewöhnliche Bedeutung weit über Thüringen und Deutschland hinaus. Die UNESCO zeichnete die Wartburg als „ideale Burg“ und einzigartiges Zeugnis der europäischen Geschichte aus. Ihre außergewöhnliche Architektur, der gut erhaltene romanische Palas und die Verbindung zu bedeutenden Persönlichkeiten und Ereignissen machen sie zu einem „steinernen Geschichtsbuch“. 

Die Wartburg ist die erste und bis heute einzige Burg in Deutschland, die es auf die Welterbeliste geschafft hat. Dieser Titel macht sie auch international bekannt – die Burg ist nicht nur ein Symbol für die Geschichte und Identität Thüringens, sondern auch ein Ort des Austauschs und der Begegnung von Menschen aus aller Welt. Mit dem Welterbe-Status ist eine besondere Verantwortung verbunden: Die Burg wird kontinuierlich restauriert, gepflegt und geschützt, um ihren einzigartigen Charakter für kommende Generationen zu bewahren.

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Im Flug durch die Wartburg

 

Ein Drohnenflug durch die Wartburg bietet spektakuläre Ansichten der UNESCO-Weltkulturerbestätte.

Die Wartburg heute: lebendige Geschichte erleben

Die Wartburg präsentiert sich heute als lebendiger und vielseitiger Geschichts- und Kulturort, der jährlich hunderttausende Menschen aus aller Welt anzieht. Mit ihren gigantischen Besucherzahlen zählt die Burg zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Thüringen. Interessierte können die verschiedenen Bauphasen der Burg erkunden, die prachtvollen Räume besichtigen und von den Türmen aus die Aussicht genießen. Die ritterliche Atmosphäre lässt sich rund um das Jahr erleben. Zur Adventszeit lädt der Weihnachtsmarkt auf der Wartburg zu festlicher Stimmung in historischer Kulisse ein. 

Ein zentrales Element ist das Museum, das eine umfangreiche Sammlung von Kunstwerken, historischen Objekten und Zeugnissen der Burggeschichte beherbergt. Neben den klassischen Ausstellungen werden regelmäßig Sonderausstellungen präsentiert. Für Kinder und Familien gibt es spezielle museumspädagogische Angebote, darunter interaktive Führungen, Workshops zu Luthers Leben und Wirken sowie einen eigens entwickelten Audioguide für junge Besucher. 2025 eröffnete zudem eine neue Outdoor-Ausstellung, die auf einer 1.000 Quadratmeter großen Fläche anschaulich und interaktiv in die Welt des mittelalterlichen Burgenbaus entführt.