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Der Geschäftsführer von Strick Zella: Dr. Gottfried Betz

Strick Zella: Smarte Strickmode “made in Thüringen”

Thüringen ist ein bedeutender Standort der deutschen Strickmode – geprägt von einer über hundertjährigen handwerklichen Tradition und dem Anspruch, immer wieder neue Impulse im Textilbereich zu setzen. Besonders das Eichsfeld, mit Orten wie Zella und Apolda, zählt zu den historischen Zentren hochwertiger Strickwarenproduktion. Von hier aus erobert das Label Strick Zella Deutschlands Boutiquen und beliefert Marken wie Joop! und Guido Maria Kretschmer. Doch Dr. Gottfried Betz, der Kopf hinter Strick Zella, will mehr als nur schicke warme Pullover und Mäntel produzieren: Er entwickelt Wearables – Kleidung mit Hightech-Funktionen.

Die Umsätze bewegen sich im einstelligen Millionenbereich, die Topmarke Mia Mai wird in über 250 Läden in Deutschland, Österreich und der Schweiz verkauft, 40 Mitarbeiter verdienen hier ihr Geld. Strick Zella, das Unternehmen aus dem Eichsfeld, schreibt Erfolgsgeschichte. Zu verdanken ist das vor allem Gottfried Betz, einem Berliner Physiker, der in Thüringen die Bedingungen vorfand, um sich noch einmal ganz neu zu erfinden.

 

Seit 1920 wird in Zella professionell gestrickt

Die Geschichte von Strick Zella beginnt 2004 in Berlin. Betz, zu dieser Zeit Vertriebsleiter für Hightech-Produkte, blättert an einem Dezembertag in der „FAZ“. Schon länger ist er auf der Suche nach einer Maschine, die es seiner damaligen Frau, einer Modedesignerin, ermöglicht, Designerstrickmode nicht in Handarbeit, sondern in Serie herzustellen. Er sieht die Anzeige eines Unternehmens für Strickwaren, das auf der Suche nach einem Investor ist und macht sich auf den Weg ins 350 Kilometer entfernte Zella. Dass diese Reise der Beginn eines ganz neuen Lebensabschnitts sein wird, ahnt er da noch nicht.

  • In über 250 Geschäften zu finden: Topmarke Mia Mai

  • Strick Zella: über 100 Jahre Thüringer Stricktradition

Eigentlich sucht Gottfried Betz nur eine Maschine – dann kauft er die gesamte Fabrik.

Als er die Fabrikhalle in Zella das erste Mal betritt, ist Betz sofort beeindruckt von den zahlreichen Maschinen, die einen herrlichen Lärm veranstalten. Und er versteht, dass seine ursprüngliche Idee, mit nur einer Strickmaschine professionell zu arbeiten, völlig unrealistisch war. Doch statt einfach nach Berlin zurückzukehren und aufzugeben, entwickelt er einen viel größeren Plan: Er kauft die gesamte Fabrik – und damit ein Traditionsunternehmen, das seit 1920 besteht.

Der 1955 geborene Betz steckt seine gesamte Energie in das neue Unternehmen, steigt aus seinem alten Job aus und nimmt einen Kredit auf. Seine Vision: eine Manufaktur aufzubauen, die sowohl für die avantgardistischen Modedesignerinnen in Berlin produziert als auch für das eigene Label Alda. Zunächst läuft es nicht schlecht, der Bedarf scheint ihm Recht zu geben, sogar einen Showroom im Berliner Bezirk Charlottenburg eröffnet er.

Strickmode für die ganz Großen: das eigene Label Mia Mai

Doch die Anfangseuphorie verpufft bald, und es mangelt an Aufträgen. Betz braucht einen Plan B. Auf die Erfolgsspur bringt ihn Strickdesignerin Vera Janssen, die aus dem Eichsfeld stammt: Künftig werden bei Strick Zella Mäntel und Pullover für große Marken wie Joop! und Guido Maria Kretschmer hergestellt. Das eigene Label benennt Betz in Mia Mai um, mit der Traditionsmarke für Männer, Leonard Mai, wagt er einen Neustart.

Der Plan geht auf: Strickmode „Made in Thüringen“ wird zu einem Erfolg, das Label Mia Mai ist vor allem bei Frauen ab 40 begehrt, die Qualität und Vielfalt suchen. Die puristischen Designs – Betz nennt es „Business-Strick“ – kommen zunächst vor allem in Berlin gut an, von dort aus verbreitet sich der Ruf von Mia Mai in ganz Deutschland.

„Ich wollte dem Strick seine altbackene Behäbigkeit nehmen.“

Dr. Gottfried Betz, Geschäftsführer Strick Zella

Strickmode werde bei vielen noch als veraltet angesehen, erklärt Betz. Diese Ansicht möchte der Geschäftsführer aus der Welt schaffen. Aber er will noch mehr. Der Physiker ist ein Tüftler, jemand, der gern Neues ausprobiert, experimentiert. Und so ist er immer auf der Suche nach neuen Stoffen und Produktionsverfahren. 

Wie sich herausstellt, liegt Betz mit Innovationen wie kühlender oder mottensicherer Wolle voll im Trend. Das erkannte auch die Handelskammer Erfurt und zeichnete Strick Zella für das innovative Verfahren WOOLPROTECT mit dem Zukunftspreis des Jahres 2021 aus. Gleichzeitig wurde die aus dem PEROÒ Garn hergestellte Jacke PIA Manufaktur-Produkt des Jahres 2021 und erhielt den Sonderpreis Innovation – alles andere als altbacken.

Strick Zella heute: Innovation, Nachhaltigkeit und smarte Stricktextilien

Die Branche der „Smart Textiles“ wächst rasant weiter – und Thüringen gilt dabei auch heute als innovativer Standort für technische Strickproduktion und intelligente Modetextilien. Nachhaltigkeit hat an Bedeutung gewonnen: Regionale Fertigung, Reparaturservices sowie die Entwicklung umweltfreundlicher Materialien werden weiter ausgebaut und in Projekten umgesetzt. 

Strick Zella treibt diese Entwicklung mit voran. Die Firma kooperiert mit verschiedenen Forschungsinstituten und ist Teil von Innovationsnetzwerken rund um smarte, „intelligente“ Textilien wie SmartTex Netzwerk oder futureTex. Neue Produkte im Bereich Wearables, e-Textiles mit Sensorik sowie nachhaltige und innovative Materialanwendungen entstehen – so stärkt Strick Zella mit Service und Innovation den Ruf von Strickmode „Made in Thüringen“.