
Kellners innovative Kreativwelten für Kinder sind auch in Japan sehr beliebt

Thüringer Design auf internationalen Spielplätzen
Sie sind mehr als Schaukel, Rutschen oder Klettergerüste – die Spielplätze, die Hans-Georg Kellner in Europa und Asien baut, sind innovative Kreativwelten für Kinder, die sich harmonisch in ihre Umgebung einfügen. Nebenbei führt der Thüringer seine Familientradition fort und kreiert mit den „Kellner Steckfiguren“ farbenfrohes Holzspielzeug mit Kultstatus.
„Institut für spielbedingte Lärmentwicklung“ – diesen Beinamen hat Hans-Georg Kellner seinem Atelier gegeben. Der Grund dafür: Er entwirft Kinderspielplätze – und auf diesen geht es ja bekanntlich etwas lauter zu. In Stockholm hat er gemeinsam mit seinem Team ein sogenanntes Jumping Nest realisiert. „Das ist ein sehr ungewöhnlicher Spielplatz, der in dieser Form zum ersten Mal gebaut wurde,“ erklärt Kellner. „Es sind völlig neue Technologien und Strukturen mit schwingenden Hölzern, die an Edelstahlstangen hängen.“
Damit setzte der Thüringer bereits seine zweite Spiellandschaft in Skandinavien um. Rund 500 Spielplätze hat er in den vergangenen Jahren gebaut, unter anderem in Deutschland, Japan, Griechenland, Italien, Schweden und der Schweiz.
Auch in seiner Heimat entstehen unter seiner Federführung immer wieder besondere Spielräume – zum Beispiel in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Spielzeugmuseum Sonneberg. Dort wurde im Außenbereich ein neuer Spielraum unter dem Namen „Kellner-Tiergarten“ geschaffen. Tierkonstruktionen aus Holz und Metall, die zuvor Teil der Museumsausstellung waren, wurden in ein eigens dafür gestaltetes Areal verlagert und laden seit September 2023 auf rund 136 Quadratmetern zu farbenfrohem Kletterspaß ein.
Kleine Steckfiguren erobern die große Welt
Hans-Georg Kellner stammt aus einer Familie, in der Spielereien für Kinder stets viel Raum einnahmen. Bereits sein Großvater gründete die Firma „Kellner Steckfiguren“. Die kleinen Holzgestalten, die sich mit bunten Zwischenstücken, sogenannten Jummis, beliebig zusammensetzen lassen, waren Klassiker in den Kinderzimmern der DDR. Heute sind Gärtnermeister Tulpe, Quak der Frosch und Quiek die Maus längst Kult, viele weitere lustige Spielkameraden kamen über die Jahre hinzu.
Hans-Georg Kellner hatte mit den Steckfiguren jedoch nicht viel am Hut, wie er selbst sagt – der Geschäftszweig ruhte. Vielmehr schlug das Herz des gelernten Werkzeugmachermeisters für die großen Spielereien. Kellner studierte Angewandte Kunst und gründete mit einem Freund eine Firma, um gemeinsam Spielplätze zu bauen. Und doch: Ganz losgelassen haben ihn die Steckfiguren nie.
So nahm Kellner im Jahr 2000 die Produktion der farbenfrohen Steckspiel-Klassiker wieder auf und präsentierte sie auf der Spielwarenmesse in Nürnberg. Das Publikum war begeistert, allen voran die Besucher aus Japan. „Ich habe viele Jahre nur durch den Figurenexport nach Japan existiert,“ sagt Kellner. „Und jetzt bauen wir dort Spielplätze. Die Figuren waren der Türöffner dafür.“
Thüringer Holz auf Schweizer Spielplätzen
Eines von Kellners Lieblingsobjekten steht in Locarno am Lago Maggiore, direkt am Wasser. Hier realisierte er eine Spielwelt, die aus waagerecht liegenden Holzbalken besteht und sich durch ihre Schlichtheit auszeichnet. „Das Ganze sieht eher aus wie eine Skulptur, bietet Kindern jedoch unglaublich viele Möglichkeiten und sehr viel Spielwert,“ erklärt Kellner. „Letztlich ist es mein Ziel, dass ein Spielplatz nicht aussieht wie ein Spielplatz, sondern dass er vielmehr ein Akzent im Freiraum ist, der auch Erwachsenen guttut.“
Da die in der italienischen Schweiz heimische Kastanie eine Rissbildung aufweist, wurde für die Realisierung dieses Projekts Eichenholz aus Kellners Heimat importiert. In Thüringen wachsen rund 330 Millionen Bäume – etwa ein Drittel der Landesfläche besteht aus Wald. Das Holz aus dem Freistaat ist nicht nur robust, sondern auch unter Möbelproduzenten und Designern besonders begehrt. In Locarno lädt nun ein Stück Thüringen zum Spielen ein.
Bad Tabarz – Ideenschmiede im grünen Herzen Deutschlands
Bad Tabarz, der Ort, in dem er aufwuchs und seinen Firmensitz hat, ist für Hans-Georg Kellner seine „Homebase“. Er schätzt die zentrale Lage des Freistaats, die für ihn, der viel reist, strategisch perfekt ist. Wenn er irgendwann einmal nicht mehr selbst Spielplätze bauen will oder kann, möchte er sein Wissen in Workshops weitergeben.
„Ich habe vielleicht 500 Spielplätze in den Jahren gebaut, ganz große und ganz kleine,“ sagt er. „Mir gefällt der Gedanke, dass ich meine Erfahrungen der nächsten Generation vermitteln und ihr auch die Angst vor ungewöhnlichen Entwürfen nehmen kann.“ Bis es so weit ist, bleibt Kellner dem kindlichen Entdeckergeist treu – bei der Kreation neuer Steckfiguren, hauptsächlich jedoch auf Baustellen, auf denen einzigartige Spielplatzvisionen Realität werden.