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Bauhaus Design erfreut sich noch heute weltweiter Beliebtheit.

Aus Thüringen in die Welt: das Bauhaus und seine Weimarer Wurzeln

Zeitlos und seiner Zeit voraus: 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet, revolutionierte das Staatliche Bauhaus Weimar gestalterisches Denken weit über Thüringens Grenzen hinaus. Es war Ausdruck und Vorreiter der internationalen Moderne. Heute steht es für gesellschaftsreformatorische Ideen, die bis in die Gegenwart wirken. So werden an der Bauhaus-Universität Weimar noch immer Antworten auf die Frage „Wie wollen wir leben?“ gesucht – das ist es, was neben den attraktiven Angeboten der Hochschule Studenten aus aller Welt nach Weimar lockt.

Der Moderne eine Gestalt geben: die kreativen Köpfe des Bauhauses

Das Erbe des Bauhauses: Orte der Thüringer Moderne

Erinnerung und Zukunft: das Bauhaus-Museum Weimar

Strahlkraft bis in die Gegenwart: die Bauhaus Universität Weimar

  • Die Wagenfeld-Lampe ist eine Ikone des Bauhaus-Designs.

  • Alma Siedhoff-Buscher entwarf das Bauhaus-Bauspiel.

Wer an Design denkt, dem kommen Städte wie Kopenhagen, New York, Barcelona oder London in den Sinn. Doch die Wurzeln für viele Gestaltungsprinzipien unserer modernen Lebenswelten liegen in Thüringen. 

Der Erste Weltkrieg war eine Zäsur, an deren Ende mit Gründung der Weimarer Republik ein Neuanfang stand. Als Tagungsort der Nationalversammlung wurde Weimar gewählt – verbunden mit der Hoffnung, symbolisch an das geistige Erbe der Stadt anzuknüpfen, etwa an die aufklärerischen und humanistischen Ideen Goethes und Schillers, die in Thüringen noch heute allgegenwärtig sind. Gleichzeitig formierten sich in der Kunst avantgardistische Bewegungen, die ganz neue Wege einschlugen. 

In dieser Aufbruchsstimmung versammelte Walter Gropius ab April 1919 renommierte Künstler, Handwerker und Architekten aus aller Welt in der Klassikerstadt – der Startschuss für das Staatliche Bauhaus Weimar, eine der wichtigsten und einflussreichsten Gestaltungsschulen des 20. Jahrhunderts. Das Bauhaus in Weimar gilt als Wiege der Klassischen Moderne und als Synonym für einen radikalen Neuanfang in Architektur, Kunst und Design. Bis heute beeinflussen die Ideen und Produkte des Bauhauses weltweit Gestaltungsprinzipien und Designströmungen.

Der Moderne eine Gestalt geben: die kreativen Köpfe des Bauhauses

Hochkarätige Künstler wie Lyonel Feininger, Paul Klee und Wassily Kandinsky gaben der Moderne eine Gestalt und beeinflussten Kunst, Architektur und Design bis ins Alltags-Interieur hinein. Das Thüringer Bauhaus war ein Experimentierfeld, auf dem selbst das Theater neu erfunden, Spielzeug neu gedacht und Pädagogik auf den Kopf gestellt wurde. 

So wundert es nicht, dass die reformpädagogisch inspirierten Spielsachen und Kinderzimmermöbel der Studentin Alma Siedhoff-Buscher – bis heute – zu den größten Bestsellern des Bauhauses gehören. Ein Design-Dauerbrenner ist auch die Wagenfeld-Lampe, die 1924 von Wilhelm Wagenfeld entworfen wurde – eine echte Designikone, die immer noch produziert wird und weltweit in Wohnzimmern und Büroräumen zu finden ist. 

Das Erbe des Bauhauses: Orte der Thüringer Moderne

Die Ursprünge und das geistige Erbe des Bauhauses sind heute in und um Weimar wie in keiner anderen Region präsent – von Gotha bis Gera, von Apolda bis Erfurt. Ein wichtiges Zeugnis des Bauhauses und seiner Ideen ist zum Beispiel das Haus Auerbach in Jena, in dem Gropius’ theoretische Ideen erstmals in einem Privathaus umgesetzt wurden und das mit viel Engagement gerettet werden konnte. Ein weiteres Zeitzeugnis: der Eiermannbau Apolda, der als Architekturikone der Moderne gilt und ein imponierendes Denkmal Thüringer und deutscher Architekturgeschichte ist, das viele gesellschaftliche Umbrüche miterlebt hat. 

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Wohnen im Sinne des Bauhaus: das Haus Auerbach in Jena

1924 erbaut, war das Auerbach-Haus Mitte der 1990er-Jahre nach langem Leerstand in einem desaströsen Zustand. Die heutigen Besitzer restaurierten Haus 1994/95 und hauchten ihm wieder Leben ein.

Wer durch Weimar selbst spaziert, entdeckt das faszinierende Nebeneinander der Weimarer Klassik und der Bauwerke der Weimarer Moderne. So thront das Haus Am Horn, das erste „Bauhaus-Musterhaus“ von 1923, das die Architekturgeschichte nachhaltig prägte, malerisch an einem Hang des Ilmparks. Und das kleine Gelmeroda, heute ein Vorort von Weimar, ist in der Kunstwelt dafür berühmt, Lyonel Feininger zu zahlreichen Werken inspiriert zu haben, die heute in Museen wie dem Frankfurter Städel oder dem New Yorker Metropolitan Museum of Art hängen.

Erinnerung und Zukunft: das Bauhaus-Museum Weimar

Das zum 100. Geburtstag erbaute Bauhaus-Museum präsentiert in Weimar auf 2.250 Quadratmetern die Schätze der weltweit ältesten Bauhaus-Sammlung und erinnert an die frühe Phase der bedeutenden Design- und Kunstschule. Hier steht auch im Wortsinn die Wiege des Bauhauses: Peter Keler, der 1921 als Schüler an die Weimarer Hochschule gekommen war, entwarf seine „Kinderwiege“ für die große Bauhaus-Ausstellung 1923. Bis heute gehört sie zu den Höhepunkten der Weimarer Bauhaus-Sammlung. 

Insgesamt wird auf drei von den fünf Etagen Walter Gropius’ große Frage „Wie wollen wir zusammenleben?“ vielfältig beantwortet. Das Museum versteht sich aber nicht allein als ein Ort der Erinnerung – immer wieder werden mit temporären Ausstellungen auch die Bezüge zum Heute hergestellt. Seit seiner Eröffnung im Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019 zieht das Haus nicht nur zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland an, sondern ist auch ein kreativer Treffpunkt.

Das Bauhaus-Museum: Designgeschichte erleben, wo Vergangenheit auf die Zukunft trifft

Das Bauhaus-Museum Weimar beherbergt die weltweit älteste Bauhaus-Sammlung und präsentiert mehr als 13.000 Objekte und Dokumente rund um die berühmte Kunst- und Designschule. Der 2019 eröffnete, minimalistische Neubau ist Teil des „Quartier Weimarer Moderne“ und lädt auf fünf Ebenen mit klarer Geometrie und offenem Vorplatz zum Besuch ein.

Das Museum versteht sich als Ort der offenen Begegnung und Diskussion und stellt die Frage „Wie wollen wir zusammenleben?“ in den Mittelpunkt – ganz im Sinne der Bauhaus-Ideen, die bis heute weltweit nachwirken.

Die Dauerausstellung beleuchtet die Gründungsphase des Bauhauses in Weimar (1919–1925), die radikalen und experimentellen Ansätze der Schule und ihren Einfluss auf Design, Architektur und Gesellschaft bis heute. Außerdem gibt es regelmäßig Sonderausstellungen, in denen verschiedene Themenschwerpunkte in den Fokus rücken.

Strahlkraft bis in die Gegenwart: die Bauhaus Universität Weimar

Die Weimarer Hochschule für Architektur, Gestaltung und Bauwesen trägt seit 1996 den Namen Bauhaus-Universität Weimar. Dem Erbe ebenso verpflichtet wie der Zukunft hat sie einen exzellenten Ruf, dem zahlreiche Studierende aus dem In- und Ausland folgen. Sie finden hier ein kreatives Umfeld und beste Bedingungen, um selbstständig und projektbezogen zu arbeiten. 

Das Spektrum der etwa 40 Studiengänge reicht von Freier Kunst über Visuelle Kommunikation und Mediengestaltung bis zu Informatik und Architektur sowie Bauingenieurwesen, Baustoffkunde und Umwelt. Dank dieser breit gefächerten Entfaltungsfreiheit können die Absolventen mit großer Leidenschaft ihre Ideen und Vorstellungen umsetzen und innovatives Design erschaffen – ganz so, wie Walter Gropius und seine Mitstreiter.

  • 2019 zum 100. Geburtstag eröffnet: das Bauhaus Museum Weimar.
  • Die Bauhaus Universität Weimar führt das Erbe des Staatlichen Bauhaus fort.

Die Ursprungsfrage der Gründer – „Wie wollen wir leben?“ – schwebt bis heute über vielen Studiengängen. So werden in der Materialforschungs- und -prüfanstalt der Universität neuartige Werkstoffe und technologische Lösungen in den Bereichen nachhaltiges Bauen, Umweltschutz und Ressourcenschonung geschaffen. Damit soll eine Antwort auf die steigende Komplexität in der Material- und Bauteilentwicklung und die steigenden Umweltanforderungen gegeben werden. Im Weimarer Modell des Studiengangs Urbanistik bildet die Universität in Stadtplanung aus und verbindet dafür Planungs- und Gesellschaftswissenschaften sowie Ökonomie und Ökologie.

100 Jahre Bauhaus – das Buch

Treffen Sie Bauhaus-Visionäre wie Lyonel Feininger und entdecken Sie Designklassiker wie die Wagenfeld-Lampe neu. Erfahren Sie mehr über die aufregende politische Situation Anfang des 20. Jahrhunderts und lesen Sie, wie sich die Ideen des Bauhauses von Thüringen in die Welt verbreiteten. 

Das Buch „1919–2019. Die Moderne in Thüringen“ aus dem Jahr 2019 zeigt anlässlich des 100. Geburtstages des Bauhauses auf 126 Seiten mehr als 50 spannenden Storys. 

Das Buch können Sie kostenlos bestellen oder downloaden.
 

*Die hier gezeigten Bildmotive sind z. T. bei der VG Bildkunst lizenz- und kostenpflichtig. Der Download der Bilder ist daher untersagt.