
Blick auf die Wartburg im Sonnenaufgang
UNESCO Welterbe in Thüringen:
Von der Wartburg bis zum Bauhaus
Thüringen birgt einen wahren Schatz an kulturellen und landschaftlichen Highlights – und das ganz offiziell: Fünf der insgesamt 54 UNESCO-Welterbestätten in Deutschland befinden sich im Freistaat. Die Region besticht dabei durch ihre einzigartige Verbindung von Literatur, Architektur und unberührter Natur, die sich in einer bunten Mischung an UNESCO Weltkulturerbestätten und Weltnaturerbestätten spiegelt: Das Klassische Weimar, die Wartburg, das Bauhaus, das jüdisch-mittelalterliche Erbe in Erfurt und der Nationalpark Hainich befinden sich alle auf der Welterbeliste – Zeit für einen Besuch!
Impressionen vom UNESCO Welterbe in Thüringen
Klassisches Weimar: Zeugnisse der Weimarer Klassik
Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert bildete Weimar das kulturelle Zentrum Europas. Ob Schiller, Goethe oder Herder – die wichtigen Dichter und Denker der Zeit fanden in Weimar ein liberales politisches Klima vor, das ihrem Schaffen den idealen Nährboden bot. Sie begründeten die Kulturepoche der Weimarer Klassik, die weit über Deutschland hinaus prägend war.
Zur Welterbestätte gehören insgesamt 12 separate Gebäude und Ensembles, darunter die Wohnhäuser von Goethe und Herder, das Schillerhaus und die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Seit 2009 sorgt unter anderem auch das Zentrum für Klassikforschung dafür, dass Weimar seine intellektuelle Strahlkraft über die Grenzen Thüringens beibehält.
Die „ideale Burg“: die Wartburg in Eisenach
Seit fast 1000 Jahren ist die Wartburg Schauplatz wichtiger kultureller und politischer Entwicklungen in Deutschland und Europa – und gilt damit als „steinernes Geschichtsbuch“. Hier lebte die Heilige Elisabeth, hier übersetzte Martin Luther das Neue Testament ins Deutsche und hier trafen sich 1817 mehr als 500 Studenten zum Wartburgfest, um für einen vereinten deutschen Nationalstaat zu protestieren.
Die Wartburg ist eine der bekanntesten Burgen in Deutschland und die erste (und bisher einzige), die 1999 von der UNESCO auf die Welterbeliste gesetzt wurde. Neben ihrer wichtigen historischen Bedeutung kann die Burg auch mit einer außergewöhnlichen Architekturgeschichte und einem beeindruckenden Ambiente punkten.
Aus Weimar in die Welt: das Bauhaus und seine Stätten
Kunst und Handwerk wieder vereinen und eine schlichte Funktionalität in den Vordergrund stellen, das war die Grundidee von Walter Gropius, als er 1919 das Bauhaus in Weimar gründete. Bald tummelten sich an der Hochschule für Gestaltung bekannte Künstler wie Laszlo Moholy-Nagy, Lyonel Feiniger, Wassily Kandinski oder Paul Klee. Zwischen 1919 und 1933 revolutionierte das Bauhaus Kunst, Design und Architektur – ein Einfluss, der bis heute spürbar ist.
Die Bauhausgebäude in Weimar, Dessau und Bernau stehen laut UNESCO „für die Blüte der Moderne, die hier ihren Ausgangspunkt nahm und weltweite Wirkung entfaltete“. In Weimar gehören die ehemalige Kunstakademie, die Kunstgewerbeschule – beide heute Teil der Bauhaus-Universität – und das Haus am Horn zur Welterbestätte.
Auf einen Besuch beim Bauhaus in Weimar
- Die ehemalige Kunstakademie und die Kunstgewerbeschule beherbergen heute u a. die Fakultät Architektur und Urbanistik der Bauhaus-Universität Weimar.
Unter bauhausspaziergang(at)uni-weimar.de können Gruppenbesuche angemeldet werden. - Das malerisch gelegene Haus am Horn war das erste „Bauhaus-Musterhaus“. Es ist im Sommer von Mi–Mo für Besucher zugänglich, eine Ticket-Reservierung wird empfohlen.
- Neben den Welterbestätten lohnt sich ein Besuch im 2019 eröffneten Bauhaus-Museum Weimar, das die weltweit älteste Bauhaus-Sammlung beherbergt.
Wiederentdeckt: das jüdisch-mittelalterliche Erbe in Erfurt
Erst im Herbst 2023 wurde das jüdisch-mittelalterliche Erbe von Erfurt zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Und das ist nicht verwunderlich, denn die jüdischen Monumente in Erfurt waren lange fast vergessen. Ein Teil der Welterbestätte, die mittelalterliche Mikwe (Ritualbad), wurde erst 2007 durch Zufall wiederentdeckt.
Im Zentrum der Welterbestätte steht die Alte Synagoge, deren Geschichte sich bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Sie ist eine der ältesten erhaltenen Synagogen in Europa – und zeugt von einer blühenden mittelalterlichen jüdischen Gemeinde in Erfurt. Neben den zwei Sakralbauten gehört auch ein historisches Wohngebäude, das Steinerne Haus, zum Ensemble.
Auf den Spuren jüdischen Lebens in Erfurt
- In der Alten Synagoge gibt es eine Ausstellung zur Geschichte des Gebäudes. Außerdem ist der sogenannte Erfurter Schatz ausgestellt, der vermutlich während des Pogroms von 1349 vergraben wurde – ein einmaliger archäologischer Fund. Die Alte Synagoge ist von Di–So geöffnet, am Wochenende gibt es öffentliche Führungen.
- Die Mikwe kann nur im Rahmen von Führungen besucht werden, die ebenfalls am Wochenende stattfinden. Auf der Website „Jüdisches Leben Erfurt“ können Sie eine virtuelle Tour durch das Ritualbad machen. Die Website verknüpft jüdisches Leben in Geschichte und Gegenwart in Erfurt.
- Das Steinerne Haus ist bisher nur in Teilen zugänglich. Im Schaudepot im Keller des Hauses können Grabsteine des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs im Rahmen von Führungen besichtig werden.
- Tipp: Die ErfurtCard ermöglicht für 48 Stunden u. a. den Besuch der Alten Synagoge, der städtischen Museen und die kostenfreie Teilnahme an öffentlichen Stadtführungen.
Ein Urwald mitten in Deutschland: der Nationalpark Hainich
Früher waren sie in Europa allgegenwärtig, heute gibt es nur noch wenige von ihnen: ursprüngliche Buchenwälder – darunter auch der Hainich in Thüringen. Als grenzüberschreitendes Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ unterliegen diese Lebensräume besonderem Schutz.
Der Hainich zwischen Eisenach, Mühlhausen und Bad Langensalza ist mit 130 km2 das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet in Deutschland. Knapp die Hälfte seiner Fläche gehören zum Nationalpark Hainich. In diesem Urwald finden viele seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten Rückzug, was ihn auch für die Forschung interessant macht.
Im Nationalpark Hainich unberührte Natur erleben
Die faszinierende Wildnis des Hainich lässt sich am besten auf einer Wanderung erkunden.
- Der Welterbepfad führt auf knapp 10 km durch den Nationalpark Hainich.
- Insgesamt gibt es vier Thüringer Urwaldpfade, auf denen sich die Schönheit der naturnahen Thüringer Wälder genießen lässt.
- Unter dem Motto „Dem Urwald aufs Dach steigen“ führt der Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich in 24 m Höhe durch die Wipfel der alten Laubbäume. Auch im Winter ist der Pfad (witterungsabhängig) geöffnet.