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In der Anna Amalia Bibliothek vereint sich meisterhafte Architektur mit einzigartigen kulturellen Schätzen.

In der Anna Amalia Bibliothek vereint sich meisterhafte Architektur mit einzigartigen kulturellen Schätzen. 

Schatzkammer für Literatur und Geschichte: die Anna Amalia Bibliothek in Weimar

Im Herzen Weimars, eingebettet in das Erbe großer Dichter und Denker, erhebt sich die Herzogin Anna Amalia Bibliothek – eine Schatzkammer der Kulturgeschichte und ein leuchtendes Juwel in der UNESCO-Weltkulturerbestätte „Klassisches Weimar“. Diese Bibliothek ist mehr als nur ein Verwahrungsort für Bücher: Sie ist ein Symbol für die menschliche Suche nach Wissen, Schönheit und Erinnerung. Zwischen ihren historischen Mauern pulsiert die Geschichte einer Zeit, in der Kunst und Wissenschaft in Deutschland – und insbesondere in Thüringen – eine glanzvolle Blüte erlebten.

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist eine der bekanntesten Bibliotheken Deutschlands und ein bedeutendes Wahrzeichen für das kulturelle Erbe des Freistaats. Sie vereint eine faszinierende Geschichte, einmalige Architekturelemente und herausragende Bestände, die weit über die Grenzen des Landes hinaus Berühmtheit erlangt haben.

Von der Herzogsbücherei zur Kulturikone: die Bibliothek durch die Geschichte

Ab 1691 machte der Herzog von Sachsen-Weimar seine Bücher der Öffentlichkeit zugänglich. Dieses Datum gilt als Ursprung einer der bedeutendsten Forschungsbibliotheken Deutschlands, der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. 

Unscheinbar wie das kleine Herzogtum an der Ilm, unterschied sich auch die Bibliothek zunächst kaum von vergleichbaren Institutionen. Doch mit der Entwicklung Weimars zu einem kulturellen Zentrum erlebte auch die herzogliche Bibliothek einen raschen Aufschwung. 1766 veranlasste Herzogin Anna Amalia den Umzug in das Grüne Schloss, das heute zu den wichtigsten Baudenkmälern der Stadt zählt. Bereits um 1800 hatte die Bibliothek zu den bemerkenswertesten deutschen Büchersammlungen aufgeschlossen.

Eine besondere Rolle spielte Johann Wolfgang von Goethe, der ab 1797 die Oberaufsicht über die Bibliothek übernahm und sie bis zu seinem Tod, 34 Jahre später, als Bibliothekar leitete. Unter seiner Führung erlangte die Bibliothek internationale Anerkennung und verzeichnete einen starken Zuwachs an wertvollen Beständen. Ihr Einfluss auf die Weimarer Klassik ist bis heute spürbar.

Rokoko trifft Moderne: ein Ort des Erinnerns und Forschens

Das heutige Herzstück der Bibliothek ist der über drei Stockwerke reichende Rokokosaal. Mit seiner ovalen Form, den kunstvoll verzierten Balustraden, Deckengemälden und Bücherwänden verkörpert er ein einzigartiges Zusammenspiel von Kunst, Architektur und Literatur. Das Grüne Schloss wurde mehrfach erweitert und an die Bedürfnisse der wachsenden Sammlungen angepasst. 2005 entstand zudem ein modernes Studienzentrum mit unterirdischen Magazinen zur optimalen Erhaltung der Bestände.

  • In der Bibliothek finden sich Handschriften, Zeichnungen und Publikationen rund um Goethes Faust.

  • Der prunkvolle Rokokosaal bildet das Herzstück der Bibliothek.

Heute dient die Bibliothek als Forschungs- und Studienzentrum und als lebendiges Museum, das jährlich von Tausenden Besuchern aus aller Welt besichtigt wird. Sie ist ein Ort aktiven Erinnerns und Forschens sowie ein Symbol für den Wert des Kultur- und Literaturerbes Thüringens. Die aufwändige Restaurierungsarbeit sowie die einzigartige historische Atmosphäre machen die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu einem Pilgerort für alle Kulturinteressierten, die es nach Thüringen zieht. 

Die Kunst, einen Schatz zu retten: der Wiederaufbau der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Es war ein Schock, als am 02. September 2004 ein Brand in der Anna Amalia Bibliothek in Weimar ausbrach – und gleichzeitig der Beginn einer echten Erfolgsgeschichte. Der verheerende Brand zerstörte einen großen Teil des historischen Bestandes und der Bausubstanz: Die oberen Stockwerke und der berühmte Rokokosaal fielen dem Feuer zum Opfer, rund 50.000 Bände gingen verloren, unzählige wurden schwer beschädigt. Doch jetzt schlug die Stunde der Papierrestauratoren.

Dank weltweiter Unterstützung, regionaler Hilfe – wie die vom Thüringer Tischlermeister Jens Zöllner – und modernster Restaurierungsmethoden konnten viele der Bücher teilweise oder vollständig wiederhergestellt werden. Die sogenannten „Aschebücher“ sind Zeugnisse der Katastrophe und der aufwändigen und sehr erfolgreichen Wiederherstellung. Die Restaurierung und Konservierung, die bis heute andauern, gelten als mit die wichtigsten und größten ihrer Art in Europa. 

Mittlerweile konnten rund 1 Millionen Seiten in der „Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut“ restauriert und wieder lesbar gemacht werden. Eine unglaubliche Leistung in so kurzer Zeit, die nur dank einer in Weimar entwickelten Kompressionskassette möglich wurde. In ihr kann eine Vielzahl an beschädigten Seiten gleichzeitig gereinigt und für die folgenden Schritte vorbereitet werden.

Angelegt ist das Projekt auf 20 Jahre, bis 2028 sollen insgesamt rund 1,5 Millionen Seiten restauriert sein. Für die Kompressionskassette, die der ehemalige Leiter der Restaurierungswerkstatt Günter Müller erfunden hat, wird es aber auch danach noch genügend Verwendung geben. Denn das Verfahren ist einzigartig auf der Welt und entsprechend gefragt, um unbezahlbare Kulturschätze zu retten – so strahlt der Thüringer Innovationsgeist, der in der Anna Amalia Bibliothek steckt, auch heute noch in die Welt hinaus. 

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Verlorenes Wissen wiederbelebt

2004 fielen dem Brand in der Anna Amalia Bibliothek mehrere zehntausende Werke zum Opfer. Die neuartige Kompressionskassette ermöglicht es, die wertvollen historischen Schriften zu bewahren.

Die ursprüngliche Reportage erschien als Medien-Kooperation mit der WELT.

Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Platz der Demokratie 1

 99423 Weimar 

+493643545205 

www.klassik-stiftung.de/herzogin-anna-amalia-bibliothek