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 Eine Blaskapelle präsentiert sich in Tracht mit weißen Hosen und blau-roten Jacken bei einem Festumzug in Mühlhausen.
Festumzug bei bestem Wetter auf der Mühlhäuser Kirmes.

Vielfältig wie ihre Namen – die Thüringer Kirmes.

Der Ursprung der Kirmes oder auch Kirchweihe liegt bereits im Mittelalter. Wurde eine Kirche fertiggestellt, weihte man sie feierlich mit einer Messe ein: Die Kirmes war entstanden.

Die erste belegbare Kirmes, die bis zum heutigen Tag noch fortlebt, fand 1274 in Oberdorla statt. Über die Jahre mehrten sich die Kirchweihen. Bis heute wird das Fest für Jung und Alt fast überall im Freistaat zu unterschiedlichen Zeiten gefeiert.  Der Name des Festes ist vielfältig: Kermes, Kerms, Kerb, Kirchweih oder Kirchenweihe vereinen allesamt das Fest der Kirmes.

Die Kirmesgesellschaft

Die heutige Kirmes versammelt von Ort zu Ort viele gemeinsame, aber auch recht unterschiedliche Bräuche und Sitten. Verbreitet sind der geschmückte Kirmesbaum, ähnlich dem Maibaum, und die ausgelassenen Kirmes-Tanzabende. Vorbereitet wird dies von der Kirmesgesellschaft, sogenannten Kirmesmädchen und -burschen, die sich dafür in eigens dafür vorgesehenen Vereinen zusammenfinden.

  • Mehrere Mädchen zeigen sich in Trachten beim Festumzug in Brotterode. Sie tragen dunkle, ärmellose Kleider mit Schnürung, weiße Schürzen und Blusen, weiße Strümpfe und schwarze Schuhe.
    Kirmesmädchen in Brotterode.
  • Ein Blick mit einer Drohne auf den Ort Oechsen, wo gerade mit einem Krahn der geschmückte Kirmesbaum aufgestellt wird.
    Der Kirmesbaum von Oechsen wird aufgestellt.

Die Kirmesgesellschaft ist vielerorts aber nicht allein Organisator, sondern selbst eine Art Mittelpunkt der Feiergemeinschaft. Oft noch in traditionelle Trachten gekleidet, bildet sie in vielen Regionen den Kirmesumzug, bei dem von Haus zu Haus jeder Familie ein Ständchen gebracht und auf deren Wohl getrunken wird. Je nach Größe des Ortes kann der Umzug gut drei Tage dauern.

Auch speziellere Bräuche sind zu finden, wie das Hahnenschlagen oder die Hammeljagd. Beim Hahnenschlagen tanzten einst die Kirmesmädchen mit verbundenen Augen um einen umgedrehten Topf mit einem Hahn darunter, ganz ähnlich dem „Topfschlagen“. Diejenige, die mit dem Löffel als Erste den Topf traf, hatte den Hahn gewonnen. In früheren Zeiten ein wahrer Hauptgewinn.

Auf Hammeljagd

Bei der Hammeljagd waren eher die Burschen gefragt. Ein Hammel wurde unters Volk gebracht. Das brachte viel Trubel in die Kirmesgemeinschaft. Wem es gelang, das Tier einzufangen, der wurde als Hammelkönig gekrönt und durfte das Tier sein Eigen nennen. Heutzutage sind echte Tiere aus Tierschutzgründen nicht mehr denkbar. Stattdessen wird beispielsweise im thüringischen Ingersleben auf einen Keramikhahn geschlagen und für den Titel des Hammelkönigs müssen blaue Plastikfässer durch einen Parcours gerollt werden.