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Ein Fundort. 
Zwei Kulturen.

Thüringen ein Schmelztiegel mehrerer Kulturen? Schon in grauer Vorzeit? Einige Funde lassen vermuten, dass bereits in der Steinzeit Menschen unterschiedlicher archäologischer Kulturen im heutigen Freistaat zusammenlebten – zum Beispiel die Angehörigen der Schnurkeramik- und der Glockenbecher-Kulturen. Benannt sind sie jeweils nach den charakteristischen Tongefäßen, die sie gefertigt haben. Die Menschen hinter den archäologischen Kulturen sind zum Teil nach Thüringen eingewandert: Glockenbecher-Leute aus Westeuropa, Schnurkeramiker aus der Region nördlich und nordöstlich des Schwarzen Meeres.

In Thüringen haben beide Kulturen offenbar teilweise zeitgleich bestanden – und dabei mitunter die gleichen Gegenden bewohnt. Zum Beispiel rund um das heutige Apfelstädt. Hier stieß man 2005 auf eine steinzeitliche Grabstätte mit den Überresten von insgesamt 12 Personen beider Kulturen. Und auch wenn zwischen der Nutzung des Friedhofs durch die Schnurkeramiker und derjenigen durch die Glockenbecher-Leute etwa 100 Jahre Zeitunterschied lagen, zeigt die Fundstätte doch, dass beide Kenntnis voneinander hatten. 

Hören Sie jetzt das ganze Gespräch zum Thema "Ein Fundort. Zwei Kulturen." mit Prof. Dr. Krause und Dr. Küßner.

Das ist Thüringen · Ein Fundort. Zwei Kulturen.

Ein Schatz für den Bogenschützen. Und für Archäologen.

Besonders eindrucksvoll: das Grab des „Bogenschützen von Apfelstädt“. Ein Glockenbecher-Krieger, der mit zahlreichen Grabbeigaben bestattet wurde. Darunter zwei feingearbeitete Lockenringe aus Elektron. Sie gehören zu den frühesten Edelmetallfunden Deutschlands und sind die einzigen Lockenringe, die man bisher hier entdeckt hat. Zu sehen sind die Fundstücke aus Apfelstädt heute im Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar.

Beide Kulturen gingen an der Grenze von Jungsteinzeit und früher Bronzezeit in der Aunjetitzer Kultur auf. Und diese prägte in den folgenden Jahrhunderten die Region des heutigen Mitteldeutschlands. Ihr bekanntestes Artefakt: die Himmelsscheibe von Nebra. 

  • Prof. Dr. Johannes Krause

    Es ist kein Wunder, dass der gebürtige Leinefelder Prof. Dr. Johannes Krause schon früh seine Leidenschaft für die Archäologie entdeckte. Denn aus dem gleichen Ort stammt Johann Carl Fuhlrott, der Entdecker des Neandertalers. Neben der Archäologie gehört Prof. Dr. Krauses Leidenschaft der Genetik. Im Rahmen seiner Doktorarbeit konnte er beide Leidenschaften verbinden und promovierte bei Svante Pääbo, dem Begründer der Paläogenetik. Heute ist Prof. Dr. Krause, der eine eigene Urmenschgattung entdeckte und wegweisende Forschungsergebnisse zur mittelalterlichen Pest lieferte, Direktor am Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie, Autor von Sachbüchern, die zu Bestsellern wurden, und gern gesehener Talkshowgast, der auch ein breites Publikum für die Archäologie begeistern kann.

  • Dr. Mario Küßner

    Für Dr. Mario Küßner besteht der Reiz der Archäologie darin, die Jahrtausende alten Funde auszuwerten und so ein Verständnis der jeweiligen Epoche und nach und nach auch der gesamten Menschheitsgeschichte zu bekommen. Dabei ist es dem Spezialisten für die Stein- und Bronzezeit wichtig, die Erkenntnisse so verständlich aufzubereiten, dass auch Laien sie nachvollziehen können und Spaß an den Funden haben. Wie das geht hat Dr. Küßner z.B. mit der archäologischen Fachplanung des Geländes am „Leubinger Fürstenhügel“ gezeigt, bei dem der Freistaat Thüringen, Autobahnplaner und Rastanlagenbetreiber ein einzigartiges Erlebnis direkt an einer deutschen Autobahn geschaffen haben. Die wichtigste Entdeckung unter seiner Leitung ist neben dem Grab von Apfelstädt das Ensemble von Dermsdorf, das 2011 ausgegraben wurde. Seit Ende 2020 ist Mario Küßner Leiter des Museums für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar. Hier möchte er archäologische Erkenntnisse im anschaulich vermitteln und diese aus dem Museum heraus zu den Menschen bringen.

    © TLDA/H. Arnold

400.000 Jahre Menschheitsgeschichte

- unter einem Dach erleben Besucher im Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens.

Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens, Humboldtstraße 11, 99423 Weimar

Öffnungszeiten:

Montag geschlossen

Dienstag 9–18 Uhr

Mittwoch–Freitag 9–17 Uhr

Samstag, Sonntag und Feiertage 10–17 Uhr

Veröffentlicht am:
24.01.2022