
Jeder Martin Bär erzählt eine Geschichte – made in Thüringen.
Martin Bären: Ein Teddybär mit Herz und Tradition
Teddybären sind in Thüringen mehr als nur Kuscheltiere – sie sind ein Stück lebendige Tradition und Handwerkskunst. In der Spielzeugstadt Sonneberg, in der es die einzige Berufsschule für Spielzeughersteller in Deutschland gibt, werden die bekannten Teddys der Firma Martin Bären hergestellt. Seit über hundert Jahren entstehen sie in liebervoller Handarbeit und lassen Kinderherzen höherschlagen. Dazu passt auch ihr Markenzeichen: ein grünes Herz auf der Brust oder Tatze.
Das thüringische Unternehmen Martin Bären existiert seit mehr als 100 Jahren. Jedes Stofftier wird von Hand genäht und ist einzigartig. Chefin Sina Martin führt die Familientradition fort und setzt mit ihren Mitarbeiterinnen auf Kooperation und Kreativität. Nicht nur bei kleinen Kunden sind die Teddybären beliebt – auch Sammler schätzen die Bären mit Herz.
Die Zeit des Schenkens ist die Zeit der Teddybären
Tradition mit Herz und Holzwolle: mehr als hundert Jahre Martin Bären
Die Zeit des Schenkens ist die Zeit der Teddybären
Der größte Teddybär der Welt sitzt in Sonneberg. Selbst in dieser Ruheposition ist er noch 3,60 Meter hoch – und grinst Besuchern einladend entgegen. Zu finden ist er in einem eigens für ihn errichteten Anbau im Geschäft des Unternehmens Martin Bären in der bekannten thüringischen Spielzeugstadt. Schon seit fast dreißig Jahren ist er der Paradebär der Firma, ein Aushängeschild und Rekordhalter im Guinnessbuch.
„Vor kurzem haben wir ihn restauriert“, sagt Firmenchefin Sina Martin. Sie erzählt, dass der Bär nachgefüllt wurde und eine neue, dunkelrote Schleife um den Hals bekommen hat. Das passt gut zur Weihnachtszeit, wenn besonders viele Bestellungen kommen – denn die Zeit des Schenkens ist auch die Zeit der Bären. Und die haben in Sonneberg eine lange Tradition.
Tradition mit Herz und Holzwolle: mehr als hundert Jahre Martin Bären
Schon 1924 wurde die Firma Martin Bären von Sinas Ururgroßvater Albin Martin gegründet. Der Spielwarenfabrikant stellte klassische Teddybären und Puppen her. Ein paar Exemplare der ersten Modelle sind im Teddymuseum im zweiten Stock des Unternehmensgebäudes zu sehen, allerdings als Nachbildungen. „Schnittmuster von früher sind erhalten“, sagt Martin, „aber Originalbären aus den ersten Jahren besitzen wir leider nicht.“
Dafür hatte die Geschichte von Martin Bären zu viele Auf und Abs. Ein Weltkrieg und die deutsche Teilung führten dazu, dass nur wenige Zeugnisse der Anfangsjahre erhalten geblieben sind. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war schwer, denn der Gründer war im Krieg verschollen und sein Sohn konnte den Betrieb in der DDR nicht als Familienbetrieb weiterführen.
Als diese Möglichkeit nach der Wende wieder bestand, setzten der Enkel des Gründers, seine Frau und Sinas Vater alles daran, die Tradition neu aufzunehmen und die Firma in eine GmbH umzuwandeln. So wurde Sina Martin mit den Teddybären groß und übernahm 2011 das Unternehmen mit Produktion und Museum. Sie war damals Mitte zwanzig und noch im Studium der Wirtschaftsinformatik.
„Dass ich den Familienbetrieb weiterführen will, habe ich schon gesagt, als ich im Kindergarten war.“
Heute steht der Betrieb als erfolgreiches Unternehmen da und Sina Martin hat einen Weg gefunden, in der Spielzeugbranche zu überleben – einem Wirtschaftszweig, der durch starken Preiskampf, weltweite Konkurrenz und enge gesetzliche Regulierung von vielen Seiten Druck ausgesetzt ist. Sie blickt optimistisch in die Zukunft: „Martin Bären hat das Potenzial, noch lange zu überleben.“
Die Grundlage dafür ist eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihrem Team. „Wir sind wie eine Familie. Ich wünsche mir, dass alle zufrieden sind“, sagt sie. Das komme auch der Firma zugute. 2025 wurde sie dafür auf einem Arbeitgeberkongress als „wertschätzender Arbeitgeber“ des Jahres ausgezeichnet.
Das Markenzeichen: ein grünes Herz auf der Brust
Jeder Martin Bär ist ein Unikat. Allen gemeinsam ist jedoch das Markenzeichen der Firma: ein kleines, grünes Metallherz auf der Brust, manchmal auch als Stoffaufnäher auf der Tatze. Das passt gut zu Thüringen und symbolisiert die lange Handwerkstradition, die hinter den Teddys steht. Ganz passend werden auch fast alle verwendeten Materialien in der Region hergestellt: die Stoffe – meist aus kuschelweichem Mohair, das vornehmlich aus Südafrika geliefert wird – in Farben von Blutrot bis Gold und ebenfalls die Glasaugen, die aus der Glasbläserstadt Lauscha kommen, aus der auch die Christbaumkugel stammt.
Insgesamt 2.250 Teddybär-Modelle gibt es derzeit. Von Jahresbär-Editionen bis zu Horoskopbären ist alles dabei – eine unglaubliche Vielfalt, die auch aus der großen kreativen Motivation entsteht, die die Mitarbeiterinnen von Martin Bären auszeichnet.
Roxana Brum und Corinna Engel sind Stina Martins wichtigste Mitarbeiterinnen und schon lange dabei. Die beiden Spielzeugherstellerinnen nähen jeden Bären von Hand. Dabei sind sie auch Designerinnen: „Wir haben viel Freiheit“, sagen sie. Sie entscheiden im Moment der Herstellung, welchen Gesichtsausdruck der jeweilige Teddybär haben wird, und gemeinsam mit Stina Martin überlegen sie, welche neuen Modelle demnächst geschaffen werden.
Der Fantasie sind bei der Herstellung keine Grenzen gesetzt und so soll es sein. „Kreativität ist so wichtig“, sagt Sina Martin. Roxana Brum und Corinna Engel bestätigen, dass die Freiheit, die sie bei der Arbeit haben, ihre Aufgabe bereichert: „Wenn ein neuer Stoff da ist und wir überlegen, was wir machen können, ist es manchmal wie ein Rausch“, sagt Brum. Sie gibt diese Begeisterung mittlerweile sogar als Ausbilderin an der Sonneberger Berufsschule an eine junge Generation Spielzeughersteller weiter.
Die Leidenschaft der Mitarbeiterinnen merkt man den Martin Bären an – und die Kunden danken es dem Unternehmen. Die Jahresbären mit Jahreszahl auf der Pfote haben ihre Fangemeinde, aber auch viele andere Bären werden gesammelt. „Wir haben Kunden, die sich auf Serien oder Farben spezialisiert haben“, sagt Sina Martin. Ein weiterer erfolgreicher Zweig sind Kuschelbären für Babys und Kleinkinder zum Selbststopfen. Im Laden werden mittlerweile sogar Kindergeburtstage gefeiert. Fest steht: Martin Bären entwickelt sich immer weiter, ohne dabei die Tradition aus den Augen zu verlieren – waschecht Thüringen eben.


















