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Eine Gruppe von Karnevalmädchen posiert auf einem Umzug im Jahr 2014 für die Kamera. Die Mädchen sind vom Anger Karneval Club Erfordia e.V. (AKC) und tragen blau-weiße Kostüme, weiße Stulpen und weiß-blaue Hüte. Dazu trägt die Gruppe Sonnenbrillen.
Die Mädchen des Anger Karneval Club Erfordia e.V. (AKC) zeigen sich in der traditionellen blau-weißen Vereinstracht.

Helau und Ahoi – Karneval in Thüringen

Viele Orte in Thüringen sind während der Karnevalszeit fest in Narrenhand – und das seit Jahrhunderten. In Erfurt reichen die Hinweise auf das Faschingsvergnügen sogar bis ins Jahr 1342 zurück. In Wasungen im Werratal sind die Fastnachtsspiele spätestens ab 1524 belegt. Der kleine Ort entwickelte sich zu einer echten Karnevalshochburg und zog schon zu DDR-Zeiten als „Stadt des Volkskarnevals“ bis zu 30.000 Besucher an.

Karneval in Thüringen – eine wilde Geschichte

Die Wurzeln des Karnevals in Thüringen gehen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Doch die Geschichte des närrischen Treibens verläuft nicht geradlinig. Nachdem das trinkfreudigeFaschingsgelage bis ins frühe 16. Jahrhundert weit verbreitet war, wurde der Karneval während der Reformation zeitweise komplett verboten. Martin Luther plädierte für eine geistliche Neuausrichtung der Fastenzeit, der er grundsätzlich kritisch gegenüberstand und die nach seiner Auffassung mit dem Karneval unvereinbar war.

Das 19. und 20. Jahrhundert: Komitees statt Chaos

Erst im 18. Jahrhundert wurde die Fastnachtstradition wieder aufgegriffen und auch an Thüringer Fürstenhöfen und Residenzen gefeiert.

Mitte der 1930er Jahre erlebte der Karneval dann eine weitere Renaissance und die ersten organisierten Umzüge fanden statt. Auch im geteilten Deutschland gab es weiter Fastnachtsfeierlichkeiten – aber erst nach dem Ende des Stalinismus in den 1950er-Jahren erblühte die Karnevalskultur in der DDR wieder wirklich. Eine ganze Welle an Karnevalsclubs – in der auch die politische Satire nicht zu kurz kam – wurden auch in Thüringen gegründet.

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Karneval in Wasungen 2025

Heute erfreut sich der Karneval in Thüringen ungebrochener Beliebtheit. Zu den verschiedenen Karnevalsumzügen erscheinen tausende, manchmal zehntausende Besucher.

Karnevalsvereine in Thüringen

Der Landesverband Thüringer Karnevalsvereine e.V. (LTK) listet und verlinkt mehr als 300 Thüringer Karnevalsvereine auf seiner Website.

„Woisenge? Ahoi!“: der Karneval in Wasungen

Bunte Narrenkostüme reihen sich um große Umzugswagen mit Fratzen aus Pappmaschee. Ein greller Ruf erklingt: „Woisenge?“ Eine gutgelaunte Menge antwortet: „Ahoi.“ Die Rede ist vom berühmtesten Karneval Thüringens, dem Wasunger Karneval. Die Fachwerkstadt in Südthüringen gilt als eine der ältesten Karnevalshochburgen in ganz Deutschland. Eine Stadtrechnung des Bürgermeisters von 1524 bezeugt den Kauf eines Eimers Bier für die Mitwirkenden der Fastnachtsspiele auf dem Markt.

Neben seinem ganz eigenen Karnevalsruf hat der Wasunger Karneval über die Jahre auch andere Eigenheiten entwickelt. So gibt es in der kleinen Stadt an der Werra kein Prinzenpaar, sondern nur einen „Prinz Karneval“, der – von seinen zwei Pagen und dem närrischen Gefolge begleitet – den großen Umzug anführt. Dieser findet nicht wie anderorts am Rosenmontag statt, sondern schon am Samstag davor.

Gemein hat der Wasunger Karneval mit anderen Orten dagegen die Büttenreden, die im Mittelpunkt der Karnevalssitzungen stehen. Die meist in Mundart vorgetragenen Reden nehmen Politiker, Lokalmatadore und so manche regionale Entwicklung auf die Schippe und sind oft das Ventil für versteckte und offene Kritik – natürlich mit „Narrenbonus“ und viel Augenzwinkern.

Museum für den Thüringer Karneval

2004 wurde in Wasungen offiziell das Thüringer Karnevalmuseum eröffnet.