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Mehrere Zuckerrüben mit geschnitzten Gesichtern, die von innen erleuchtet sind.
Halloween in Thüringen? Nur mit geschnitzten Rüben!

Von Strohbären und Rübengeistern – die Bräuche Thüringens.

Traditioneller Thüringer Bär: der Gang des Strohbären.

Es ist keine ausschließliche Thüringer Tradition, aber eine, die im Freistaat in zahlreichen Gemeinden praktiziert wird – der Strohbär. Zu diversen Festen des Jahres werden Umzüge vom Strohbären begleitet.

Dahinter verbirgt sich eine Person in einem selbstgemachten Kostüm aus Stroh. An einem Seil wird der Strohbär von einem Strohbärentreiber, einem Menschen mit Frack und Zylinder, durch den Umzug geführt. Nach einer der Ursprungstheorien ist es die Weiterführung des früheren Zirkusbären, der am Seil durch das Dorf geführt wurde.

Das Kostüm wird aus Ernteprodukten wie Weizen oder Futtererbsenstroh gebunden, so dass der Strohbär vereinzelt auch Erbsenbär genannt wird. Dieses Binden wurde mit der Zeit durch den Wandel der Landwirtschaft und die neuen Erntemethoden zunehmend erschwert, da kaum noch ausreichend lange Halme übrigblieben. In vielen Bundesländern lief der Brauch des Strohbären so über die Jahre aus. Nicht aber in Thüringen. Am Ende des Umzuges wird das verschwitzte Strohkostüm rituell verbrannt.

Alles andere ist nur Halloween: der Brauch des Rubebötz.

Ausgehölte Früchte, in die schaurige Fratzen geschnitzt wurden. Darin Kerzen, die für schummriges Licht sorgen. Was nach Halloween klingt, heißt in einigen Regionen Thüringens Rubebötz und hat eine jahrhundertealte Tradition. Zum Beispiel im Wartburgkreis und rund um Schmalkalden-Meiningen.

Zwei Dinge unterscheidet die Thüringer Version dieses mittlerweile in vielen Gegenden der Welt verbreiteten Brauchtums. Zum einen werden Rüben statt Kürbisse ausgehöhlt. Zum anderen werden die geschnitzten Rübengeister nicht vor das eigene Haus gestellt, sondern zu Allerheiligen bei Freunden und Bekannten platziert.

Gemeinsam haben Halloween und Rubebötz, dass die Jungen und Mädchen um die Häuser ziehen und mit einem Spruch nach Süßigkeiten verlangen – um dann mit einem Beutel voll Leckereien glücklich nach Hause zu gehen.

  • Eine Nahaufnahme einer Zuckerrübe, die gerade ausgehüllt wird. Vorne ist ähnlich eines Halloweenkürbis ein Gesicht eingeschnitzt. Der Inhalt der Rübe ist auf dem Tisch verteilt.
    Mühsam werden die Rüben ausgehüllt und geschnitzt.
  • Zwei fertig geschnitzte Rüben stehen auf einem Tisch. Teelichter erleuchten ihre geschnitzten Fratzen.
    Schaurige Fratzen aus Rüben leuchten am 31. Oktober in Thüringen.

Ein sauberes Dorffest: die Bornfege in Golmsdorf-Beutnitz-Naura.

Vor vielen Jahren, als kriegerische Auseinandersetzungen und Krankheiten wie die Pest das Land beutelten und Armut und Schmutz den Menschen zusetzten, ordnete Herzog Ernst von Sachsen an, dass alle Brunnen gereinigt werden sollen. Eine weitsichtige Hygienemaßnahme.

So versammelten sich die Menschen am Wochenende nach Pfingsten, um gemeinsam ihre Dorfbrunnen zu reinigen. Die Bornfege war geboren (Born = Brunnen und fege = reinigen). Nach getaner Arbeit ließ man den Tag gesellig ausklingen. Über die Jahre entwickelte sich die Bornfege zum Dorffest. Und das bis heute.

Zumindest in Golmsdorf nahe Jena. Unter der Federführung des 1992 gegründeten Bornfegevereins e.V. Golmsdorf-Beutnitz-Naura ist die Bornfege heute eine mehrtägige Veranstaltung mit jeder Menge Musik, Tanz und Spaß für die ganze Familie.

Ein Mann steht auf einer Dorfstraße und hält ein Schild hoch mit der Aufschrift: „Weinprobe anno 1850“. Im Hintergrund stehen Schaulustige, während ein Traktor mit einem geschmückten Festanhänger vorbeifährt. Auf einem Schild am Anhänger steht „Beutnitzer Weinprobe anno 1850“. Der Festumzug findet nach der Bornfege in Golmsdorf-Beutnitz-Neura statt.
Feierlicher Festumzug nach der Bornfege in Golmsdorf-Beutnitz-Naura.