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Schwibbögen sorgen für festliche Wärme und Tradition.

Filigrane Kunst: Schwibbögen von Kurt Hübner.

Der Schwibbogen aus Erfurt: Handwerkskunst, die Weihnachten verzaubert

Obwohl Schwibbögen ihren Ursprung im Erzgebirge haben, sind sie in Thüringen ein fester Bestandteil der weihnachtlichen Tradition. Ursprünglich wurden sie von Bergleuten als Symbol der Sehnsucht nach Licht während langer, dunkler Arbeitstage in den Bergwerken geschaffen. Die halbkreisförmigen Bögen symbolisieren den Stolleneingang oder die aufgehende Sonne. Heute zeigen sie verschiedenste Motive – von der Krämerbrücke bis zum Petersberg.

Festliche Weihnachtsdekoration aus einem Erfurter Familienbetrieb

Zu den Thüringer Weihnachtstraditionen gehört auch der Schwibbogen

Kurt Hübner: Autodidakt und Pragmatiker

Vom Grillgriff zum Schwibbogen

Zu Besuch in der Werkstatt von Kurt Hübner

Ein Shop für die Weihnachtszeit

Holzhandwerk in Thüringen: ein traditionsreiches Kulturerbe

Kerzenständer, Holzspielzeug, Treppengeländer, Nussknacker, Schwibbögen – Kurt Hübner beherrscht die hohe Kunst der Holzverarbeitung. Ein Handwerk, das sich der gelernte Orthopädie-Schuhmacher selbst beigebracht hat. Mit seinen Kunstwerken aus Holz steht er ganz in der weihnachtlichen Tradition Thüringens.

Festliche Weihnachtsdekoration aus einem Erfurter Familienbetrieb

Ein unscheinbares Wohnhaus am Rand von Erfurt. Wer an dem Haus auf der kleinen Gera-Insel vorbeigeht, ahnt nicht, was sich hier verbirgt. Nur die auf dem Hof gelagerten Holzvorräte aller Art könnten ein Hinweis sein: Drechsler Kurt Hübner lebt und arbeitet hier seit 1997 und hat ein kleines Paradies – nicht nur – für Weihnachtsfans geschaffen.

Wer Hübner in seiner Werkstatt besucht, könnte für einen kurzen Moment denken, hier wäre wirklich der Weihnachtsmann am Werkeln: Der mittlerweile pensionierte, aber immer noch aktive Kunsthandwerker trägt nicht nur einen weißen Bart, sondern dazu einen roten Pullover.

Zu den Thüringer Weihnachtstraditionen gehört auch der Schwibbogen

In der Werkstatt riecht es nach Holz. Und es ist laut, sehr laut. Der Spindelstock der Drehbank rotiert, und das Drechselmesser frisst sich mit einem hohen, dumpfen Ton in das Holz, Späne stieben in alle Richtungen. Denn Hübner arbeitet, sein aktuelles Projekt ist die Herstellung eines Trichters für eine Murmelbahn. Solche und andere Holzspielzeuge stehen schließlich in einer langen Tradition der Spielzeugproduktion in Thüringen.

Doch eigentlich ist der Drechsler dieser Tage vor allem mit etwas anderem beschäftigt: der Herstellung von Weihnachtsdekoration. Von schlicht-schönen Kerzenständern über Nussknacker und Räuchermännchen bis zu aufwendigen Weihnachtspyramiden.

Besonders beliebt sind in der Adventszeit aber die traditionellen Schwibbögen. Diese beleuchteten Holzbögen stehen in der Vorweihnachtszeit in vielen Fenstern und Wohnzimmern, wo sie innen wie außen festliche Gemütlichkeit verbreiten. Auch wenn die Schwibbögen keine Thüringer Erfindung sein mögen, sondern ursprünglich aus dem Bergbau stammen – zur weihnachtlichen Tradition gehören sie hier fast ebenso wie Weihnachtsbaumschmuck aus Lauscha und der Evergreen „O du fröhliche“, der in Weimar geschrieben wurde.

  • Computergesteuert setzt die CNC-Fräse Hübners Ideen um.

  • Letzte Handgriffe veredeln den Schwibbogen.

Kurt Hübner: Autodidakt und Pragmatiker

Wenn man ihn so an der Fräse stehen sieht und in seinem kleinen Schauraum seine Kunstwerke betrachtet, kommt man nicht auf den Gedanken, dass Hübner sich all das selbst beigebracht hat. Eigentlich hatte er Orthopädie-Schuhmacher gelernt, doch als er in den 1980er-Jahren eine Multimax-Bohrmaschine erwirbt, entdeckt er seine Liebe zur feinen Holzbearbeitung. Das Handwerk an sich bringt er sich selbst bei, aber die damaligen Behörden erlauben ihm zunächst nicht, sich als hauptberuflicher Drechsler niederzulassen. „Ich habe das dann alles in Heimarbeit und nebenberuflich gemacht“, berichtet er aus diesen ersten Jahren. Mit dem Ende der DDR fallen auch die Restriktionen, er wagt 1990 den Sprung in die Gründung.

  • Hübners Kunst bringt Weihnachten zum Leuchten.

  • Auch Holzfiguren gehören zu Hübners Sortiment.

Vom Grillgriff zum Schwibbogen

Die ersten Aufträge umfassen Grillgriffe, später folgen Treppengeländerstäbe, die für die Sanierung der Erfurter Altbauten benötigt werden. Später kommt die millionenfache Produktion von Designartikeln für einen fränkischen Unternehmer hinzu. Angestellte hat er dabei nie gehabt: „Nur meine Frau unterstützt mich, die Drechslerei ist ein reiner Familienbetrieb.“ Das Geschäft läuft gut, 1997 kann er das Haus an der Gera erwerben. Und weil ihm das, was er tut, Spaß macht, macht er auch im Rentenalter weiter.

Derzeit ein echter Verkaufshit: der Erfurt-Schwibbogen mit Motiven aus der Thüringer Landeshauptstadt. Da stehen Krämerbrücke, Petersberg und Dom-Ensemble nebeneinander als filigrane, rückseitig beleuchtete Silhouette. Woher er Ideen bekommt? „Die Vorlagen entwerfe ich selbst am Computer und übertrage sie dann auf die CNC-Fräse.“ CNC-Fräse? Dabei handelt es sich um eine computergesteuerte Maschine zur präzisen Materialbearbeitung. „Traditionelles Handwerk ist was Schönes, aber man darf sich nicht verrennen: Man muss mit der Zeit gehen.“ Und natürlich hat er sich auch das selbst beigebracht.

Zu Besuch in der Werkstatt von Kurt Hübner

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Hübners Kunst bringt Weihnachten zum Leuchten.

Hübners Kunst bringt Weihnachten zum Leuchten.

Ein Shop für die Weihnachtszeit

Wer zur Adventszeit den kleinen, aber feinen Verkaufsraum neben der Werkstatt besucht, sieht vor allem Weihnachtsdekoration und Schwibbögen. Die Regale stehen voll mit verschiedenen Formen, Mustern und Größen – wer bei diesem Anblick keine festlichen Gefühle bekommt, muss ein echter Weihnachtsmuffel sein. Ob Kurt Hübner wohl noch weiß, wie viele weihnachtliche Werkstücke er in den letzten 30 Jahren hergestellt hat? Klar, sagt er, und lächelt: „So viele wie das Jahr Sekunden hat.“ Das sind übrigens exakt 31.536.000. Kleine Übertreibung? Vielleicht, aber wer würde das an Weihnachten so genau nehmen?

Mehr über die Drechslerei Kurt Hübner erfahren Sie auf der Website.

Holzhandwerk in Thüringen: ein traditionsreiches Kulturerbe

Das Holzhandwerk hat in Thüringen eine lange Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Der Thüringer Wald mit seinen dichten Wäldern bot den idealen Rohstoff für vielfältige Holzarbeiten – von Herstellung von Werkzeugen und Spielwaren bis hin zur Holzschnitzerei. Besonders prägend war die Entwicklung von Holzkunst und Drechslerei, die in vielen Regionen Thüringens bis heute lebendig ist.

Heute ist das Holzhandwerk eng mit Ausbildungsberufen wie dem Holzmechaniker, Tischler oder Holzbildhauer verbunden. Zahlreiche Werkstätte und Betriebe in Thüringen bieten Ausbildungsplätze und Arbeitsmöglichkeiten in diesen traditionellen, aber auch modernen Handwerksberufen. Die Vermittlung handwerklicher Fertigkeiten sowie die Verbindung von Tradition und Innovation sichern die Zukunft dieses bedeutenden Wirtschaftszweigs in Thüringen.