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Vorreiterin im Frauen-Skispringen

Skispringerin Juliane Seyfarth: Pionierin der Lüfte

Juliane Seyfarth liebt es, wenn ihr der Wind entgegenweht. Zumindest wenn sie auf der Skisprungschanze steht, bereit, sich ins Tal zu stürzen. Dann trägt der Wind sie zu besonders weiten Sätzen. Doch bevor sie überhaupt springen durfte, wehte ihr schon im übertragenden Sinn kräftig der Wind entgegen – denn Skispringen war lange Zeit den Männern vorbehalten. Es ist auch der Sportlerin aus Ruhla zu verdanken, dass sich das geändert hat.

Ein Vorbild für weiblichen Wintersport

Skispringen für Frauen ist eine junge Disziplin – erst 2009 fand die erste offizielle Meisterschaft statt. Aber Juliane Seyfarth trotzte den widrigen Umständen. Schon als Neunjährige nervte sie ihren Trainer bei der örtlichen TSG Ruhla so lange, bis er sie endlich auf die Schanze ließ. Schnell zeigte sich ihr Talent und die Schanzen, von denen sie sprang, wurden schnell größer. Erste Erfolge wie etwa der Junioren-Weltmeistertitel und die deutsche Meisterschaft 2006 stellten sich schon nach kurzer Zeit ein – da war sie gerade einmal 15 Jahre alt.

„Juliane hat dem Frauen-Skispringen Wege geebnet.“

Klaus Baake, Trainer

Klaus Baake, Juliane Seyfarths Jugendtrainer, mit dem sie auch nach ihrer Jugend-Karriere den Kontakt hält, betont die Vorreiter-Rolle, die sie dabei eingenommen hat: „Juliane hat immer Druck gemacht und dem Frauen-Skispringen Wege geebnet.“ Unter anderem sei es ihr zu verdanken, dass Funktionäre nicht mehr der Meinung sind, dass die Mädchen lieber den männlichen Sportlern zujubeln sollten als selbst zu springen. „Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei, und daran hat Juliane ihren Anteil. Für mich ist sie ein Aushängeschild und wichtig für unsere Nachwuchsarbeit“, sagt Baacke.

  • Gutes Equipment ist das A und O beim Spitzensport
  • Die Schanze immer im Blick

Skispringen wurde Juliane Seyfarth in die Wiege gelegt

Dank ihrer Hartnäckigkeit wird Juliane Seyfarth eine der besten deutschen Skispringerinnen. Die Thüringerin hat eine beachtliche Sammlung an Medaillen vorzuweisen: Sie siegte mehrfach bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft, beim Weltcup, den Deutschen Meisterschaften und 2019 auch bei der erstmals ausgetragenen „Blue-Bird-Tour“, einer Art Vierschanzen-Tournee für Frauen. Ebenfalls 2019 wurde sie in Thüringen zur „Sportlerin des Jahres“ gekürt. 

„Zuhause ist Thüringen.“

Juliane Seyfarth

Ihrer Heimat fühlt sich die Skispringerin eng verbunden. Ihr verdankt sie überhaupt erst das Interesse am Sport: Ihre Eltern kommen aus Ruhla, Vater Heiko war früher selbst Skispringer. Dem früh verstorbenen Großvater hat sie eine WM-Goldmedaille gewidmet – auch er flog einst auf Skiern durch die Lüfte. Die Lust am Fliegen wurde ihr also quasi in die Wiege gelegt. 

Seit ihrem 14. Lebensjahr lernte und trainierte Juliane Seyfarth dann im Sportinternat im Thüringer Wintersport-Mekka Oberhof, zu Hause bei ihren Eltern ist sie nur an den Wochenenden. Seit 2012 lebt und trainiert sie in Oberstdorf im Allgäu, doch Thüringen bleibt ihr mentaler Kraftraum. Hier tankt sie auf, im Elternhaus im Ortsteil Thal schöpft sie Energie für die Wettkämpfe. Trotz des Pendelns ist klar: „Zuhause ist Thüringen.“ Pionierin ist sie auch in diesem Bereich: 2018 macht ihre Heimatstadt Ruhla sie zur Ehrenbürgerin – als erste Frau überhaupt.

  • Juliane Seyfarth

    Von den ersten Sprüngen in Ruhla bis zum WM-Gold: Juliane Seyfarth hat sich hartnäckig an die Spitze des Frauen-Skispringens gekämpft. Mit ihrem Einsatz für Gleichberechtigung im Sport hat sie Türen für kommende Generationen aufgestoßen und gilt heute als „Grande Dame“ des deutschen Skispringens. Ihr Sport und ihre Reisefreude tragen sie dabei in alle Welt – doch Thüringen ist und bleibt ihr Kraftzentrum.